http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1987-01/0043
18) Die drei Belagerungen
Die Belagerung des Hüninger Brückenkopfs (Oktober 1796 - Februar 1797)
Als im Jahre 1792 das revolutionäre Frankreich Österreich den Krieg erklärte, bildete
sich bekanntlich eine Koalition, der außer Österreich auch Preussen, Spanien, England
angehörten. Preussen war bald kriegsmüde und suchte aus der Koalition auszutreten.
Die ersten Kontakte fanden, dank der Vermittlung des Basler Staatsmanns Peter Ochs,
eines Freundes Frankreichs, in Basel statt, wo im April 1795 der Friedensvertrag zwischen
Frankreich und Preussen unterzeichnet wurde. Spanien folgte einige Monate später
dem preussischen Beispiel.
Auf dem Kontinent blieb Österreich der alleinige Gegner. Um es zu zwingen, den
Kampf ebenfalls aufzugeben, ließ die französische Regierung im Sommer 1796 drei Armeen
in Richtung Wien aufmarschieren. Die eine unter Bonaparte nahm ihren Weg
durch Norditalien; die zweite, unter Moreau, überschritt den Rhein bei Strassburg und
Hüningen, um das Donautal zu erreichen; die dritte, unter Jourdan, sollte dem Main
entlang vordringen. Am 16. Juni wurden bei Hüningen 3 000 Mann mit Booten auf das
rechte Rheinufer gebracht, wo sie einen Brückenkopf bildeten, in dessen Schutz eine
Brücke erstellt wurde. Nach Anfangserfolgen mussten jedoch die in Deutschland operierenden
Armeen den Rückzug antreten, so daß Ende Oktober der Kriegsschauplatz
sich wieder am Rhein befand. Die Franzosen versuchten, die Brückenköpfe von Kehl
und Hüningen zu halten als Ausgangspunkte eventueller neuer Angriffsunternehmen.
Ziel der Österreicher hingegen war, den Feind wieder auf das Unke Rheinufer zurückzuwerfen
.
Die Verteidigung des Hüninger Brückenkopfs wurde einem jungen General korsischer
Herkunft anvertraut, Charles Abbatucci, der das Instandsetzen der Festungswerke
auf dem rechten Rheinufer und auf der Schusterinsel beschleunigen ließ, um erfolgreich
Widerstand leisten zu können.
Der Feind seinerseits begann sofort mit den Annäherungsarbeiten. Ein Monat verging
ohne bemerkenswerten Vorfall.
Als aber der Fürst von Fürstenberg Abbatucci aufgefordert hatte, den Brückenkopf zu
übergeben, und diese Aufforderung abgelehnt worden war, wurden die französischen
Stellungen während fünf Stunden beschossen. Das Feuer hatte besonders die Brücke
zum Ziel, die vier Tage später vollständig zerstört wurde. Die 95 Feuerschlünde der Festung
und des Brückenkopfs antworteten dem Gegner. Eine zweite Aufforderung zur
Ubergabe wurde ebenfalls abgewiesen. Der 30. November verlief außergewöhnlich ruhig
, aber Abbatucci erfuhr durch seine Spione in Basel, daß der Feind einen großen
Nachtangriff vorbereite. Dieser begann tatsächlich um 11 Uhr. Den Österreichern, die
in drei Kolonnen angriffen, gelang es, sich des Halbmonds zu bemächtigen, der vor dem
Horn werk lag. Sie stießen aber auf Widerstand in den Gräben, wo es zu mörderischen
Bajonettkämpfen kam. Ein österreichischer Oberst und Abbatucci wurden tödlich verwundet
. Abbatuccis Tod war nur eine Episode der Belagerung, aber weil dem jungen
Krieger ein Denkmal errichtet wurde, ist dieser Tod zum Symbol der Belagerung geworden
.
Im Verlauf des nächtlichen Angriffs war die linke Kolonne der Österreicher über Basler
Gebiet gezogen, ohne daß die Schweizer Offiziere versucht hätten, diesen Neutralitätsbruch
zu verhindern. Der französische Gesandte Barthelemy verlangte im Namen
seiner Regierung die Bestrafung der Schweizer Offiziere. Die Untersuchung durch die
Basler Regierung ergab die Schuld von vier unter ihnen.
41
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1987-01/0043