http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1987-02/0010
In Fredegars Chronik heisst es:
"Karlmann selbst rückte, da die Alamannen ihm gegenüber die Treue
gebrochen hatten, mit grosser Erbitterung mit einem Heer in deren Heimat
vor und liess die meisten von denen, die gegen ihn als Rebellen auftraten
, mit dem Schwerte niederhauen."
Auffallend ist, dass nach diesem Blutbad - man spricht von 4000 - 15000 getöteten
Alamannen - in unserem Raum eine grosse Zahl von Schenkungen an das Kloster
St. Gallen gemacht wurden, Schenkungen, in denen erstmals die Namen unserer Orte
genannt werden: 751 Rötteln, 752 Nollingen, 754 Minsein, 763 Egringen, 786 Brombach
und Weil. Und eben 786, in dieser Schenkungsurkunde, wird Maulburg genannt,
und zwar als der Ausstellungsort.
Warum schenkten diese Alamannen so freigebig ihre Güter dem Kloster St. Gallen?
Taten sie dies nur aus Liebe zu Gott, aus Verehrung für den heiligen Gallus oder um ihres
Seelenheils willen? Nein! Es ist anzunehmen, dass hier auch reale politische Gründe
zur frommen Tat anspornten.
Das Kloster St. Gallen war das alamannische Kloster, ihr Stammeskloster, und vielfach
sieht man es als das Widerstandsnest gegen die Franken an. Bevor ihr Gut und Eigentum
von den Franken konfisziert wurde, unterstellten die alamannischen Edlen ihren
Besitz dem Kloster.
Das ist in der Zeit der "Frankonisierung" ein sehr realer, ein hochpolitischer Grund.
Der Ort, an dem 786 diese Schenkung geschah, war Murperch. Die Deutung, dass es
Maulburg ist, ist absolut gesichert, denn St. Gallen hatte hier einst recht viel Besitz. Es
ist daher anzunehmen, dass dieses frühe Maulburg eine Art Verwaltungszentrum für
das Kloster St. Gallen im Wiesental war. Zugleich diente es der weltlichen Macht, den
Franken, als Stützpunkt, in dem ein Zentenar als königlicher Beamter sass. Auch eine
Kirche gab es bereits in diesem Murperch.
Für die Zeit vor 1200 Jahren muß Maulburg also bereits ein stattliches Dörflein gewesen
sein. Zwei seiner damaligen Bewohner sind uns namentlich bekannt: Der Priester
Folcram, der die Schenkungsurkunde geschrieben hat, und Brunicho, der Zentenar,
der weltliche Gemeindevorsteher des alten Maulburg, der Verwalter des fränkischen
Königs3).
Mehr wissen wir von diesem alten Maulburg nicht.
Fast 500 Jahre vergehen, bis uns das Dorf Maulburg erneut in den schriftlichen Zeugnissen
der Vergangenheit begegnet. In der Mitte des 13. Jahrhunderts hatten die Herren
von Klingen, ein Adelsgeschlecht aus dem Bodenseeraum, reichen Besitz in Maulburg
und dazu das Patronat über die Kirche. EinenTeil der Güter verwalteten sie selbst,
andere Teile waren an Freunde als Lehen gegeben. Walter von Klingen war als Minnesänger
bekannt. Von ihm heisst es, dass er ein fröhlicher Sänger war, der seinen grossen
Reichtum in lustiger Gesellschaft vertat, vieles auch an fromme Klöster und an fahrende
Dichter schenkte.
Im Juli 1249 schenkten er und seine Familie, seine Brüder, seine Frau und sein Kind
"aus ergebenem frommen Wohlwollen" dem Zisterzienserkloster Wettingen ihren Besitz
im Wiesental, das heisst in Maulburg, mit dem Patronatsrecht der Kirche "zum Heil
der Seelen" ihrer Eltern und aller ihrer Ahnen. Bis zur Reformation stellte darum dieses
Kloster im Aargau den Pfarrer von Maulburg, übte die Seelsorge aus und und zog
den Zehnten ein.
S
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