http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1987-02/0025
"durch regelmäßige, tägliche Abendzusammenkünfte theils durch wissenschaftliche
Vorträge und Mitteilungen, theils durch Pflege des Gesangs und Unterricht in den für
das bürgerliche Leben nützlichen Kenntnissen sowie durch nützliche Bücher, Teglama-
tionen und Theater" das Mitglied gefördert werden. In meinen landesgeschichtlichen
Studien des 19. Jahrhunderts ist mir bis jetzt keine frühere Organisation der Arbeiterschaft
bekannt geworden, es sei denn der 1865 in Lörrach gegründete Konsumverein,
der jedoch weitgehend von den Lörracher Firmen KBC und Bischoff gefördert wurde
a)
Ein Verein soll noch genannt werden, der heute nicht mehr besteht. Doch auch er ist
ein Stück Maulburger Geschichte, denn er zeigt das Denken und Fühlen der Menschen
seiner Zeit.
Es ist der im Januar 1883 gegründete Landwehrverein, der spätere Militärverein.
Zweck dieses Vereins war es, "das Band der militärischen Kameradschaft aufrecht zu
erhalten, und wenn es noth tut, die Mitglieder zu unterstützen." 49 Mitglieder unterschrieben
die Statuten des Vereins, der bereits 1884 seine Fahnenweihe durchführte.
In den Akten des Staatsarchivs in Freiburg findet sich ein 6 seitiger Bericht des
Schopfheimer Wachtmeisters Jäckle mit der schönen Überschrift: "Betr. Aufführung
unerlaubter Nachtmusik".
Mauiburgs Bürgermeister hatte 1891 gegen diesen Militärverein Anzeige erstattet,
weil er nachts um 10.15 Uhr einen Fackelzug, vonTrommeln und Pfeifen begleitet, ohne
Erlaubnis und ohne Anmeldung von der "Sonne" zum "Ochsen" durchführte, wodurch
- nach seiner Angabe - "der ganze Ort in Schrecken und Aufregung versetzt wurde".
Wachtmeister Jäckle ging im Auftrage des Bezirksamtes dieser Anzeige nach und
recherchierte in Maulburg. Sein Bericht: Der Militärverein wechselt alle 2 Jahre sein
Lokal. Am 17. Januar 1891 war dies anlässlich der Beifort - Feier fällig. 20 Mitglieder formierten
sich mit 6 Lampions zum Zug in den "Ochsen". Voran derTrommler Ebner und
die Piccolospieler Greiner und Eichin. Auf den Hinweis, dass es spät ist, erklärte der
Vorsitzende Sibold, er werde es zu verantworten wissen. Der Polizeidiener Oswald - er
zeigte den Vorfall trotz Weisung des Bürgermeisters nicht an, nach dessen Meinung,
weil er Repressalien und Verfolgungen von Sibold befürchtete - erklärte, er habe es gehört
, doch nicht für schlimm gehalten. Auch sei keine Beschwerde aus der Bevölkerung
gekommen. Im übrigen habe noch überall in den Häusern Licht gebrannt. Keiner sei
darum aufgeweckt worden.
Wachtmeister Jäckle sieht - nach vielen Erkundigungen in Maulburg - den Grund der
Anzeige darin, dass Bürgermeister Trinler und der Vorsitzende des Militärvereins Sibold
"gerade nicht auf bestem Fuss miteinander stehen, denn schon in ihren Gesinnungen
sind dieselben sehr gegeneinander. Sibold gehört nämlich der nationalliberalen
Partei, und BürgermeisterTrinler der freisinnigen Partei an" 32).
Die Anzeige wurde niedergeschlagen.
Maulburger Alltag!
Zum Alltag einer Gemeinde gehört auch der kleine Streit mit dem Nachbarn. Darum
will ich diesen historischen Spaziergang mit einer solchen alltäglichen Lappalie be-
schliessen, die die Gemüter in Maulburg und in Hüsingen erregte und zudem auch das
Bezirksamt in Schopfheim in Rage brachte.
1844 wurde die MaulburgerWiesenbrücke für 1933 Gulden neu erstellt. Dazu leistete
die Nachbargemeinde Hüsingen einen Beitrag von 300 Gulden. Nachdem die Brücke
stand, zeigte es sich, dass der Weg zu ihr aufgefüllt, also angehoben und auch Stützmau-
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