http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1987-02/0064
die Schönheit derWelt an einem Baum, einem Blatt, einem Grashalm, und die Unbeirrbarkeit
seines künstlerischen Urteils war tief in seinem Wesen verwurzelt.
Der tragische Tod seines Vaters machte seiner stillen, glücklichen Jugendzeit ein jähes
Ende und bürdete ihm mit 14 Jahren schon die Mitsorge um die Familie auf, was
sein ausgeprägtes Verantwortungsbewußtsein förderte.
Die Realschule in Schopfheim durchlief Ernst Grether mit Bravour, und man muß
die Menschenkenntnis seiner Lehrer bewundern, die ihm in der Sexta den ersten Band
von Schillers Werken als Preis gaben und genau zu wissen schienen, daß er in den folgenden
Jahren die weiteren Bände als Preis erringen würde, was er auch tat. Erstaunlich
ist, daß er schon in seinen Schulzeichenheften mit 11 und 12 Jahren keinerlei Schwierigkeiten
mit der Perspektive hatte, und die Beobachtungen an Vögeln, Blumen und Gebrauchsgegenständen
aufs genaueste wiedergab. Die Reihenfolge der Wichtigkeit, die
Hierarchie der kleinen Merkmale: "Was sehe ich als erstes, was als zweites..." u. s. w.
war ihm angeboren.
Der L Weltkrieg, zu dem sich Ernst Grether mit 17 Jahren freiwillig meldete, brachte
ihm tiefgreifende Erlebnisse, die ihn 1919 als Mann zurückkehren ließen.
"Am 13. Januar 1919 wurde ich aus dem Heeresdienst entlassen, worauf
ich sofort meine praktische Vorbereitung für Gewerbelehrer begann.
Dann trat ich im Wintersemester 1919 in die Gewerbeabteilung des
Staatstechnikums in Karlsruhe ein. Die Vorprüfung für Gewerbelehrer
bestand ich am 19. Oktober 1920, die Hauptprüfung am 23. Februar
1922. Praktische Tätigkeit leistete ich 80 Wochen in folgenden Berufen:
Zimmermann, Maler, Maschinenschlosser, Bauschlosser, Buchdrucker,
Schriftsetzer, Blechner und Installateur, Maurer, Bau- und Möbelschreiner
, Architekt und Lithograph, Steindrucker und Offsetdrucker. Meine
erste Dienststelle trat ich Ostern 1922 in Schopfheim an, danach wurde
ich Ostern 1926 an die Gewerbeschule Lörrach versetzt und 1927 in Lörrach
planmäßig angestellt."
( Selbstverfaßter Lebenslauf von Ernst Grether).
Maulburg
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