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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
49.1987, Heft 2.1987
Seite: 96
(PDF, 34 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1987-02/0098
Da der letzte Schwanenwirt Muser nur Töchter hatte, ging die Wirtschaft an die Kammüller
über, die von Kandern stammten. Sie waren noch zu Sieverts Zeit 1886 auf dem
»Schwanen« und gaben durch weiteren Grunderwerb und Neubauten dem Gasthaus ein
stattlicheres Aussehen.

Der »Schwanen« erlitt wie der »Goldene Ochsen« im Mai 1945 das gleiche Schicksal.
Bomben legten ihn in Schutt und Asche. Seit 1954 befindet sich an seiner Stelle in der
Wilhelmstraße 19 a das Textilhaus Kaufmann.

»Gasthaus zur Stube*, seit 1810 Stadthaus*

Diese »Gemeindestube« entstand sicher in viel früherer Zeit als die Oberlieferung von
1612 belegt. Sie war nicht nur ein üblicher Ort der Einkehr, der Verköstigung und Beherbergung
, eine Taverne. Sondern sie hatte auch von Anfang an einen amtlichen Charakter
für die Gemeinde. »Die Stube« war das Amtszimmer des Dorfvogts. In ihr wurde
die Lade mit wichtigen Urkunden der Gemeinde verwahrt. Dort versammelte sich das
Dorfgericht. Alle notwendigen Amtshandlungen wie Kauf, Verkauf, Tausch und Versteigerung
von Grundstücken sowie Erb- und Eheverträge und anderes wurden hier in
den Gerichtsprotokollen verzeichnet und oft nach altem Brauch mit einem Trunk bekräftigt
. Die »Stube« ist so vielfach die Vorstufe zu einem späteren Rathaus geworden.
In Frankreich weist die Bezeichnung »Hotel de ville« für Rathaus auf eine ähnliche Entwicklung
hin.

Jedenfalls hat unsere Gemeindestube, heute als »Stadthaus«, sicher schon vor 1612 an
dieser Stelle, Marktplatz 3, gestanden (Abb. 7). Die Gemeinde hatte das Recht, für ihre
Zwecke im eigenen Haus eine »Stube« zu führen. Sie wurde nicht an einen Dauerpächter
, sondern anfangs für einige Jahre, später für 6 Jahre und mehr vergeben. Allerdings
geschah das unter Aufsicht des Oberamts, das einen Pächter ablehnen konnte.

Der Stubenwirt hatte das »obere Gestöck« samt Stall und Krautgarten zur Verfügung
und zahlte das Umgeld, die Weinsteuer, nach einem genehmigten Akkord. Die Höhe
der Pachtsumme richtete sich nach den Angeboten, den Zeitumständen, nach dem
Wachstum des Orts, aber auch nach der Geldentwertung.

Der erste nachweisbare Stubenwirt findet sich in den Gerichtsprotokollen am 23. Februar
1612. Es ist Kaspar Kirner, der einen Jahreskonsens von 8 Gulden 4 Batzen bezahlt
. Im September 1618 wird Bosche Riederer als Stubenwirt genannt. Vor ihm und
dem Dorfgericht wird die »gemeine Stube« mitsamt dem Krautgarten, Stallung ohne
Scheuren und das kleine Häuslin von Martini 1618 bis Martini 1620 wiederum zwei Jahre
lang verlehnt, so daß Riederer von 1616 bis 1620 als Stubenwirt nachzuweisen ist. Oberamt
und Gemeinde hatten ihm zugestanden, daß alle Hochzeiten bei ihm gehalten werden
. Das wurde später abgeschafft, als Hochzeiten daheim möglich wurden und man dafür
Umgeld bezahlen mußte. Außerdem hatte Riederer jederman, was recht und billig,
um Geld zu geben, also zu wirten. Das Haus und alles sei in günstigen Wesen. Er habe es
vor allen Gefahren zu bewahren für jährlich 200 Gulden und einen Jahreszins von jeweils
10 Eimern Wein oder 32 Gulden. Leider ist das erwähnte Inventarverzeichnis von der
»Stube« im Gemeindebuch nicht erhalten geblieben. Es ging wohl im Dreißigjährigen
Krieg verloren. Nach Sievert ist der Stubenwirt fron- und wachtfrei und erhielt aus dem
Gemeindewald 4, dann 2 Klafter Brennholz.

Erst im Juni 1637 findet sich eine weitere Protokollnotiz: ist Hans Oschwald allhier
die »gemeine Stuben« verliehen worden. Daß er solle zu Nutzen haben das Oberge-
stöck, Stall samt Krautgarten. Davon soll er der Gemain 8 Gulden als Jahreszins geben,
also so viel wie Kaspar Kirner 1612 zahlte.


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