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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
49.1987, Heft 2.1987
Seite: 162
(PDF, 34 MB)
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Prinzip der »Wandertische« wechselweise verköstigt. Erst nach und nach wurde dieser
»Wandertisch« vom »Kostgeld« abgelöst, für das die Gemeinde aufzukommen hatte.
Die handwerkliche Betätigung, die die Lehrer ursprünglich als Zusatzverdienst betrachteten
, reduzierte sich allerdings bereits in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts; statt
dessen wirkten sie dann und wann als Gemeinde- oder auch als Gerichtsschreiber, als
Kirchendiener oder in vereinzelten Fällen gar als Theologen bzw. Pfarrer. Verständlich,
daß man in der Regel keine allzu hohen Ansprüche an die Vorbildung der Dorflehrer
stellen durfte. Es genügte gewissermaßen, wenn sie lesen, schreiben, etwas rechnen und
singen und den Katechismus abhören konnten. Eben diese Elementarlehrer wurden
dann zunehmend von den im Karlsruher Lehrerseminar seit 1769 ausgebildeten Kräften
abgelöst. Nunmehr war man auch bestrebt, den Schulzwang intensiver durchzuführen.
Sommers übte man allerdings in Anbetracht der Hilfeleistungen in der Landwirtschaft
eher Nachsicht (Mindestforderung: zwei Schultage pro Woche), winters aber wurde der
tägliche Schulbesuch - mitunter Ganztagsschule - strenge Forderung. So kam es bis zu
dreißig Schulstunden in der Woche, dazu dann noch der Konfirmandenunterricht.

Doch in eben diesem Zeitraum wollen wir mit unserer Lehrbuchdurchsicht einsetzen.
1849 war die endgültige Fassung des »Belehrenden Lese- und Unterrichtsbuches für badische
Volksschulen« von Prof. W. Stern in Karlsruhe (bei Chr. Th. Groos) erschienen.
Es enthielt prinzipiell »Naturgeschichte, Naturlehre, Erdkunde und Geschichte«; ein
eigenes Kapitel »Das Großherzogtum Baden« (s. 279 -333) schließt an. Im Absatz 15
(von insgesamt 51 Abschnitten) werden »Die Wiese; Orte in ihrem Thal und Gebiete«
behandelt: »Die Wiese entspringt am Fuße des Feldberges; sie endet ihren Lauf in 18
Stunden. - An ihr liegen: Todtnau, Städtchen dessen Einwohner vielerlei Holzwaaren,
Bürsten, Zunder, Blechlöffel, verfertigen und zum Verkauf austragen. Hier stürzt die
Wiese 318 Fuß (ä 30 cm) hoch über Felsen. Schönau, ein sehr altes Städtchen, wo ebenfalls
viel Bürstenbinder sind. Zell, ebenfalls ein Städtchen, hat bedeutende Baumwollen-
und Tuchwebereien, eine ansehnliche Bleiche, ein Eisenwerk. Das Dorf Hausen, Geburtsort
Hebels (!), hat ein Eisenwerk. Schopfheim, Stadt mit 2500 Einwohnern. Hier
sind ein Eisendrahtzug, eine bedeutende Papierfabrik, eine Leinwandbleiche; viele Ketten
und Ringschmiede. In der Nähe ist der Eichener See. Lörrach, Stadt mit 2000 Einwohnern
, am Ausgang des Wiesenthals. Hier sind Fabriken in Ziz (rotgefärbtes Baumwollgewebe
), Kattun und Seidenband. In der Nähe auf einem Berge sind die Ueberreste
des alten Schlosses Rötteln und die Weinorte Weil und Grenzach. - Zwischen der Wiese
und der Wehr liegt am Rheine das Dorf Beuggen mit einem Schlosse, das früher dem
deutschen Orden gehörte. Jetzt sind hier freiwillige Armenanstalten. In der Nähe ist eine
Tropfsteinhöhle, das Tamberloch«.

Großteils behandelt der angeschlossene Absatz 16 nochmals Gegenden unseres Mark-
gräflerlandes: »Die Kander, die Klemmbach, die Sulzbach und der Neumagen; Orte in
ihren Gebieten«. Zunächst: »Die Kander entspringt am Fuße des Blauen; sie hat einen
Lauf von sechs Stunden. An ihr liegt das Städtchen Kandern, das eine Papiermühle, einen
Hochofen und Hammerwerke hat. In der Nähe sind reichhaltige Erzgruben in
Bohnerz (= glatte, bohnen- bis nußgroße Brauneisenknöllchen). Eine Stunde entfernt
sind die Ruinen des Schlosses Sausenberg. - Die Klemmbach hat einen 7 - 8stündigen
Lauf. An ihr liegen: das Dorf Badenweiler, am nördlichen Fuße des Blauen, in lieblicher
Gegend, ein Badeort mit warmen Quellen; dabei die Ruinen einer alten Burg. In der Nähe
ist eine Bleierzgrube. Die Stadt Müllheim mit 2480 Einwohnern. Hier, besonders im
Rebenhag (sie), und in der Umgegend, wie bei Laufen, Auggen, wächst der sogenannte
Markgräfler Wein. Neuenburg, Städtchen am Rhein, dessen Einwohner, Fischerei und
Schifffahrt treiben. Zwischen der Kander und Klemmbach liegt der Marktflecken

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