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jene Erklärungen der Tropf steingebilde schließen an, und nach dem Verlassen der Höhle
wird einiges aus der Sagenwelt berichtet. Romantisch gibt sich alsdann die Schilderung
des oberen Wehratales.
Erneut wird im nun folgenden Wiesental-Kapitel Hebel mehrfach zitiert, zwischen-
hinein gibt der Autor entsprechende Daten und Kurzdarstellungen, etwa: »Der erste bedeutende
Ort, den die Wiese berührt, ist das Städtchen Todtnau, wo schon mehrere Fabriken
sind ... Nicht weit von Zell (wo ebenfalls große Fabrikthätigkeit herrscht), da wo
das Thal sich öffnet, liegt das freundliche Hausen ... Noch mehr, als durch sein Eisenwerk
, ist Hausen bekannt als der Ort, wo der liebliche alemannische Sänger Hebel seine
Kindheit verlebte. Noch steht sein elterliches Haus. Von Hausen gelangt der Wanderer
in kurzer Zeit nach dem freundlichen Schopfheim ... Immer mehr erweitert sich nun das
Thal, und nachdem die Wiese unterhalb Schopfheim ihre vom Belchen her kommende
Schwester gleiches Namens aufgenommen und noch mehrere belebte Orte berührt hat,
fließt sie an Lörrach vorbei, das unter den badischen Fabrikstädten eine bedeutende Rolle
einnimmt... Das vordere Wiesenthal bildet mit der Landschaft, welche in dem Winkel
liegt, den der Rhein bei Basel macht, und sich noch einige Stunden abwärts erstreckte,
das Markgräflerland, so genannt, weil es zu den Stammlanden des ehemaligen Markgrafen
, nunmehrigen Großherzoge von Baden gehört. Es zeichnet sich durch seine Lieblichkeit
und seine Fruchtbarkeit, namentlich aber ist es die Heimath des sog. Mark-
gräflerweins, der in seiner Milde ganz den Charakter der Landschaft zeigt, der er entsprossen
. Eine Eigentümlichkeit der Gegend ist die Tracht des weiblichen Geschlechtes,
und wenn dieselbe auch in Folge der wechselnden Mode nicht mehr überall die ursprüngliche
ist, so hat sich doch noch allenthalben die so gut kleidende Bandhaube oder
Kappe, mit ihren breiten, nach vorn gewaltig in die Höhe gerichteten und gesteiften,
nach hinten aber mit den Zöpfen verflochtenen und bis auf den boden herabhängenden
Bändern erhalten«. Der Kuriosität des Eichner Sees wird sodann ein letzter Absatz gewidmet
, worin es u. a. heißt: »Ohne Zweifel steht der See mit unterirdischen Höhlen in
Verbindung. Nach einer alten Prophezeiung wird er einmal sein Bett durchbrechen und
die Vorstadt von Schopfheim unter Wasser setzen«.
Was Pflüger in seiner »Badischen Vaterlandskunde« bietet, ist freilich mehr als der
bloße geographische Umrißlehrstoff seiner Zeit. Man spürt ohne weiteres heraus, er hat
seinen Bader und seinen Schreiber und noch mehr der damals klassischen Reiseschriftsteller
gelesen. Aber was schadet's? Daß er so die Farbigkeit des Geschilderten pädagogisch
geschickt und aufmunternd mit hereinnimmt (in der Erdmannshöhlenschilderung
wird bereits der Grund zum Schulausflug gelegt), war für die Schüler und Lern- und Bildungswilligen
jener Jahre gewiß von Gewinn. In diesem Sinn begreift das nicht ganz 200
Druckseiten umfassende Bändchen auch Dinge, die jenseits des Primärlehrstoffes liegen,
etwa im Kapitel »Das Wälderleben im Sommer«, das von ihm geschickt mit einer Bel-
chenwanderung verbunden wird. »In den hochgelegenen Thälern dieses Waldgebirges
wohnt still und friedlich ein Volk, das während des kurzen Sommers dem rauhen Boden
mit Mühe das abringt, was Genügsamkeit zum Lebensunterhalt verlangt. Sobald der
Schnee geschmolzen von den Bergen rinnt und der Boden trocken ist, geht Klein und
Groß hinaus auf die Aecker, die sich meistens die Anhöhen hinauf erstrecken; dort wird
am untern Saum der heruntergeschobene Grund aufgegraben und an den obern Rand des
Ackers geschüttet; in Reihen stehen die Familienmitglieder; eins trägt dem andern den
Korb voll Erde zu, bis das oberste ihn auszuleeren erhält... In ähnlicher Ordnung wird
auch der Dung hinaufgetragen, zu welchem Zweck das Rößlein, dem man zwei Körbe
mit diesem Stoff gefüllt aufgeladen hat, viele Tage lang hintereinander die schmalen Pfade
hinauf geleitet wird. Alsdann wird gepflügt und gesäet. Wenn die Saat aufgegangen ist,
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