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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
49.1987, Heft 2.1987
Seite: 176
(PDF, 34 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1987-02/0178
Überreste der Einsiedelei wurden bis heute nicht gefunden, handelte es sich doch
vermutlich um eine bescheidene Holzhütte. Auf einem Gemälde des Basler Malers Daniel
Burckhardt-Wildt (1752-1819), welcher den InzlingerWaldbruder im Bild festhielt,
kann man stattliche steinerne Gebäude erkennen. Es wird sich hier aber kaum um die
Einsiedelei handeln, denn keiner der zeitgenössischen Pläne gibt uns einen Hinweis auf
ein in Frage kommendes -ausserhalb des Dorfes liegendes- festes Gebäude. Von solchen
Häusern wären auch zweifellos Überreste lange erhalten geblieben.

Die Einsiedelei befand sich vermutlich im oberhalb des Wasserschlosses gelegenen
Wald, der heute "Klaisler" genannt wird. Auf älteren Plänen ist zuweilen noch der
Name "Kläusler" verzeichnet. Diese Tatsache läßt die Vermutung aufkommen, daß unser
Eremit seine Klause in genau jenem Waldgebiet errichtet hatte.

Ein Verehrer der "heiligen " Chrischona ?

Vom "Klaisler" aus liegt unweit entfernt die Schweizer Grenze und dicht dahinter auf
Bettinger Boden das Kirchlein St. Chrischona. Diese weit herum bekannte Bergkirche
besaß einst eine unwahrscheinliche Anziehungskraft auf die Leute der näheren und
weiteren Umgebung. Zahlreiche Pilgerströme zogen seit alters zum Verehrungsort dieser
"Heiligen". Mit der Reformation erlebte der Wallfahrtsort ein abruptes Ende, denn
die katholischen Pilger wurden im reformierten Stande Basel zu ungeliebten Gästen.

Aus vorreformatorischen Zeiten wissen wir, daß beim Chrischonakirchlein ein Waldbruder
hauste und die Pilger mit Speis undTrank versorgte. Im Jahre 1514 forderte der
Landvogt von Rötteln, daß der auf St. Chrischona amtierende Bruder, vermutlich Leonhard
Endfeld, nicht dem Bürgermeister der Stadt Basel, sondern dem Markgrafen
huldigen solle. Anno 1569 soll dann die Behausung des Waldbruders schon zerfallen gewesen
sein, denn die Verherrlichung der "Heiligen" war - zumindest offiziell - zu Ende
und somit ein Waldbruder unerwünscht. Trotz des Verbotes der Verehrung der "Heiligen
" lebte Chrischona aber in den katholischen Nachbarorten über Jahrhunderte weiter
. Gerade in Inzlingen wurden immer wieder Mädchen auf den Namen Chrischona getauft
. Am ersten Sonntag nach dem Fasten fanden sich traditionellerweise viele Katholiken
beim Kirchlein ein, und anno 1657 beklagte sich die Basler Geistüchkeit. daß Katholiken
zuweilen durch das Fenster der Kirche einzusteigen versuchten. Es ist sogar
nachgewiesen, daß anno 1840, also über dreihundert Jahre seit der Reformation, immer
noch zahlreiche Katholiken zum Bergkirchlein pilgerten, um zu beten.

Die Verehrung der "heiligen" Chrischona - sie wurde übrigens nie offiziell heilig gesprochen
- war also im 18. Jahrhundert, zu Lebzeiten des Waldbruders Franz Joseph
Mayer in Inzlingen, noch in voller Blüte. Es liegt deswegen die Vermutung nahe, daß
der Eremit genau aus diesem Grunde Inzlingen als Wirkungsstätte seines frommen Lebens
auserkor. Eine Einsiedelei auf der anderen Seite der Grenze wäre unmöglich gewesen
, aber hier, im katholischen Inzlingen, konnte er ungestört, in nächster Nähe des
Wallfahrtsortes, leben und von Zeit zu Zeit den Ort der Verehrung aufsuchen. Auf einem
Gemälde des schon erwähnten Basler Malers D. Burckhardt-Wildt erkennen wir
im Hintergrund eine Kapelle, bei der es sich um die St. Chrischonakirche handeln
könnte. Die Ansicht dürfte zwar weniger den tatsächlichen Begebenheiten entsprechen
, doch versucht hier der Maler, dem Betrachter die Beziehung des Eremiten zu jenem
Kirchlein offenkundig zu machen.

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