http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1987-02/0190
statierte. werden hier abermals eine stattliche Reihe (es handelt sich um 177 Kurzbiographien)
von 'Persönlichkeiten* abgehandelt, die durch Herkunft oder Lebenswerk mit dem ehemaligen
Land Baden verbunden waren': vorzugsweise Politiker und Wissenschaftler. Künstler und Schriftsteller
. Vertreter von Kirchen, namhaften Verbänden und Organisationen usw. Erneut bewies man
den Mut, auch die NS-Zeit in etliche Biographien miteinzubeziehen. vor allem deshalb, weil man
mit einem solch maßgebenden und beispielhaften Unternehmen nicht ganz und gar nur das 19.
und die beiden ersten Dezennien unseres 20. Jahrhunderts bewältigen wollte (was in der heutigen
Raschlebigkeit der Zeit und auch mancher provisorischen Aufarbeitung besonders hervorgehoben
zu werden verdient.).
Weitere aufschlußreiche Details speziell über diesen 2. Bd. entnehmen wir dem Ottnadschen
Vorwort: so etwa, daß von den 177 Kurzbiographien sich (nur!) 12 auf Frauen beziehen: ferner,
daß 96 Autoren und (nur!) 11 Autorinnen dafür gearbeitet haben: sodann, daß mehr als 35 Berufe
von den Behandelten zu verzeichnen sind: und auch, daß die Gewinnung von fähigen und wirklich
kompetenten Mitarbeitern für die Hrsg. oft schwieriger und zeitraubender war als manche planerische
und redaktionelle Arbeiten. Hervorzuheben ist zudem die Präzision des Ganzen mit seinen
verschiedenen Aufschlüsselungen" (u. a. Mitarbeiterverzeichnis und Gesamtverzeichnis von NF
Bd. I + II sowie 'Verzeichnis der Mitarbeiter und ihrer Beiträge in Band I und II"). Darüber hinaus
ist ohne Kleinkariertheit zu vermerken, daß der Verlag zwar ein Stuttgarter Unternehmen ist. daß
jedoch die vorzüglich gelungene technische Herstellung und Gestaltung in Händen eines badischen
Verlages, nämlich derWaldkircherVerlagsanstalt. lag.
Wir wollen die Nomenklatur zunächst im Hinblick auf allgemein besonders herv orzuhebende
Biographien und hernach auf Biographien, die speziell in unserem Markgräfler Raum angesiedelt
sind, einmal kurz durchblättern.
Es finden sich u. a. der Freiburger Pathologe Ludwig Aschoff. die preußisch-badische Großherzogin
Luise. der ehemalige baden-württembergische JustizministerTraugott Bender, der Mundart
dichter Fritz Broßmer. der "politische Hochstapler" Oskar Daubmann (der berüchtigte "Fall Daubmann
), der Schriftsteller Alfred Döblin. der (Freiburger) Historiker Heinrich Finke. der Graphiker
und Maler J. L. Gampp. der Journalist Rupert Gießler. der Kulturhistoriker Eberhard Go-
thein. der Literarhistoriker Friedrich Gundolf. Heinrich Hansjakob, der Fußballtrainer Josef Herberger
(immerhin ein gebürtiger Mannheimer), der Romanist und Gründer der Konstanzer Universität
Gerhard Hess, der Maler Alexander Kanoldt. der Freiburger NS-Oberbürgermeister
Franz Kerber. der problematische Freiburger Hanns Ludin. der Germanist und Volksliedforscher
John Meier, der Geograph Ludwig Neumann, der Germanist Walther Rehm. der ehemalige badische
Minister und Staatspräsident Adam Remmele. Erzbischof Hermann Schäufele. der Historiker
Franz Schnabel, der Schauspieler Albrecht Schoenhals. der ehemalige Reichsminister Albert
Speer (gewissermaßen als Pendant zu FritzTodt in Bd. I). der Chemiker und Nobelpreisträger
Hermann Staudinger, der Maler HansThoma (endlich!), der ZentrumspolitikerTheodorWacker
und der Gauleiterund Reichstatthalter Robert Wagner, der Graphiker E. R.Weiß, der Freiburger
Oberbürgermeister Otto Winterer und der Oberschulrat und Landeshistoriker J. L. Wohleb (ein
Bruder des südbadischen Staatspräsidenten L. Wohleb).
Bereits dieser sporadischen Aufzählung sind ohne weiteres die Grundregeln zu entnehmen, die
dem Hrsg. und der Redaktion des Ganzen alles in allem zu Recht dienlich waren: Großzügigkeit
quer durch Berufe undWeltanschauungen. Badisches keinesfalls ausschließlich, sondern mitunter
auch nur mitbestimmend (aber auch keine Zwangseingemeindungen!). Über die jeweiligen Proportionen
, d.h. Kürze und Länge der Beiträge, läßt sich schon eher streiten: ein heikles Thema
für jedes Lexikon, für biographische Oeuvres freilich ganz besonders!
Doch durchkämmen wir im folgenden unsere speziellere Topographie! Hermann Burte (vom
Freiburger Bibliothekar Erich Will bearbeitet) wurden an die 10 Spalten eingeräumt. Seine Vita
und sein Wirken finden sich eingangs präzis aufgelistet, dem Maler und dem Mundartdichter und
auch dem Lyriker. Dramatiker und Epiker wurde im Rahmen des Ganzen Genüge und Würdigung
zuteil. Kritik durfte nicht fehlen, sie wurde zurecht vorwiegend im Politischen mit Bedacht und im
Sinn eines viel geliebt, viel gehaßt' angesiedelt, dennoch soll ihm hier derTitel eines Poeta ale-
mannorum' nicht verweigert werden. Weder die einschlägige Burteforschung und allgemeine Literaturgeschichte
noch die bodenständige Wertung wird künftighin an diesem komprimierten Beitrag
vorbeigehen dürfen. - Berthold Hänel zeichnet als Verf. des Beitrages über Adolf Glattacker.
Daß er ein Einzelgänger und dennoch einer der populärsten Maler im weiteren Umkreis war. wird
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