Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
50.1988, Heft 2.1988
Seite: 12
(PDF, 36 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1988-02/0014
Nach dem Übergang an Basel und der erfolgten Reformation entwickelte sich in Riehen
eine feste Gemeindeorganisation. Ein Mitglied der Basler Regierung amtete als
Ober- oder Landvogt in Riehen. Bis 1798 blieben Landvogt, Pfarrer und Lehrer die einzigen
städtischen Beamten. Ihnen standen verschiedene Einheimische zur Seite: Vertreter
des Landvogtes in der Gemeinde war der Untervogt. Diesem diente als Assistent
derWeibel. Der Untervogt präsidierte das Kollegium der Geschworenen (5 Mitglieder)
und das Gericht. Er gehörte auch dem Kirchenbann, der als Ehe- und Sittengericht fungierte
, an. Daneben bestanden noch weitere dörfliche Ämter. Bis zur Einführung moderner
demokratischer Verhältnisse (1874/6) wuchs eine ausgeprägte lokale Hierarchie
heran. Sie blieb bis in die jüngste Vergangenheit herein spürbar. So bekleideten von
1675 bis 1798 ausschließlich Angehörige der Famile Wenk das Amt des Untervogtes.
Seit 1803 heißt diese Charge im Kanton Basel "Gemeindepräsident": ein Drittel derer,
welche sie bekleideten, zählte wiederum zurWenkschen Sippe. Beweis einer auffälligen
Kontinuität.

Der Satz "unter dem Krummstab ist gut leben" galt vermutlich auch für die Riehener
, und sie werden deswegen den Übergang an die effizienter verwaltende Stadt kaum
begeistert begrüßt haben. Die Zugehörigkeit zu einem verhältnismäßig modernen
Staatswesen zeitigte indessen bald Vorteile. Eine Schule wurde eingerichtet (1538 bezeugt
) . Die zur besseren Erfassung der Bevölkerung angelegten Kirchenregister beginnen
1568.

6. Johann Rudolf Wettstein

Die Stadt Basel erhielt bald Gelegenheit, ihre Fürsorge für den nördlich des Rheins
gelegenen Kantonsteil unter Beweis zu stellen. Dem kriegerischen 15. folgte ein relativ
friedliches 16. und diesem wieder ein schlimmes 17. Jahrhundert. Im Gegensatz zur badischen
Nachbarschaft genoß nun aber Riehen die Vorzüge der Zugehörigkeit zur neutralen
Schweiz, was besonders während des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) zum
Ausdruck kam. Zwar erlebte auch Riehen Grenzverletzungen, und 1632 befreiten Basler
im österreichischen Rheinfelden gefangen gesetzte Dörfler durch einen Handstreich
, aber man blieb im allgemeinen doch verschont und konnte sich gegenüber den
hereinströmenden Markgräfler Flüchtlingen großzügig erweisen.

Der bedeutendste damals in Riehen Lebende war ohne Zweifel der Basler Obervogt
und nachmalige Bürgermeister Johann Rudolf Wettstein (1594-1666), in der Funktion
eines Außenministers der Schweiz erreichte er die erwähnte Unabhängigkeit der Eidgenossenschaft
vom Reich. Er gehört aber auch zu denjenigen Städtern, die sich in Riehen
ein Bauernhaus und Boden kaufen, hier als Villenbesitzer residieren, daneben aber
auch Landwirtschaft und vor allem Rebbau betreiben. Bis Ende des 18. Jh. entstehen
20 derartige Basler Landgüter: sie prägen bis heute das Aussehen Riehens. Wettsteins
Haus an der Baselstraße 34 bleibt bis 1957 in den Händen seiner Nachfolger, dann geht
es an die Gemeinde Riehen über, welche 1971 darin ein Spielzeug-, Reb- und Dorfmuseum
eröffnet. Andere bekannte Landgüter sind der Bäumli-, derWenken- und der
Glöcklihof sowie das Berauer-, das Rüdinsche und das Iselinsche Gut.

Die Bautätigkeit beschränkt sich nicht auf die Basler Villen. Als Vorgänger der späteren
Alten Kanzlei wird nach 1609 ein erstes Gemeindehaus errichtet. Die Landvogtei
erhält 1603 im Verlaufe einer Renovation das noch heute sichtbare Baselschild und der
Meierhof zur Lagerung von Weinfässern Keller (1663 und 1691). Vor allem aber wird
das Wahrzeichen des Dorfes, der Kirchturm, und mit ihm auch das Schiff, um ein Drittel
erhöht beziehungsweise erweitert (1693).

12


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1988-02/0014