http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1988-02/0024
Lavater überschritt die Grenze zwischen baslerischem und badischem Gebiet vermutlich
beim Riehener Schlipf und folgte dann der Wiese: überTumringen erreichte er
so Hauingen. Das erwähnte Fuhrwerk brachte ihn über Steinen nach Höfen/Günden-
hausen bei Schopfheim. Von dort aus erreichte er das bis zum Preßburger Frieden von
1805 noch vorderösterreichische Territorium vor Zell.
Rätsel gibt der Hinweis von Sophie Haufe, geb. Bögner (1786-1864), Lavater habe
1798 in Lörrach mit den Ihren Kontakt gehabt, auf (Adolf Sütterlin: "Zeit- und Hebelerinnerungen
der Strassburger Hebelfreundin Frau Sophie Haufe", Karlsruhe 1928,
S. 22 und Anmerkung 20 auf S. 91). Lavater ist 1798 nicht in Lörrach gewesen und die
geschilderte Begebenheit muß sich während seines Basler Aufenthaltes im Jahr darauf
abgespielt haben. Allerdings paßt die Erzählung, nach welcher Lavater problemlos von
Basel aus in Lörrach Besuche abgestattet habe, nicht ganz zur Bedeutung, die er in den
"Freymüthigen Briefen" dem Grenzübertritt beimißt. Vielleicht war es einfacher, vom
unter französischem Einfluß stehenden Basel ins französisch besetzte Lörrach zu gelangen
als in dessen unbesetzte Umgebung, was auch erklären würde, warum Lavater seinen
Weg nicht über Lörrach, sondern derWiese entlang nahm.
Literatur (soweit nicht schon genannt):
HB LS = Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz. Neuenburg 1921-1934
Anne-Marie Jaton: Johann Caspar Lavater. Philosoph-Gottesmann-Schöpfer der Physiognomik
. Eine Bildbiographie. Zürich 1988
Ernst Staehelin: Die amtlichen Akten über Johann Caspar Lavaters Deportation vom Jahre
1799, in: Zeitschrift für Schweizerische Geschichte. Jg. XXIV. Heft 4, 1944
Ernst Staehelin: Johann Caspar Lavaters Deportation nach Basel im Jahre 1799. in: Basler Jahrbuch
1945. S. (31)-58
Ernst Staehelin (Herausgeber): Johann Caspar Lavaters ausgewählte Werke. 4 Bände. Zürich
1943
ErnstTrösch: J.K. Lavater. H. Zschokke und die Helvetische Revolution. Berner Dissertation.
Leipzig 1911. S. 37-41
Wilhelm Zentner (Herausgeber): Johann Peter Hebels Briefe. Gesamtausgabe. Karlsruhe 1939
Anmerkungen:
1) Sie werden weiter hinten genannt. Es handelt sich um die ebenfalls Deportierten Zürcher Politiker
Hans Caspar Hirzel (1746-1827), genannt "Statthalter Hirzel beim Rech" (HBLSIV234).
und den Ratsherrn Johann Jakob Pestalozzi (1749-1831) "zur Fröschau", letzterer auch als Gelehrter
bekannt (HBLS V405).
2) Lavater predigte während seines Basler Aufenthaltes mehrere Male, die hier angezogene Predigt
scheint dann aber doch nicht zu St. Leonhard, sondern am 11. August 1799 im Münster
über Römer 8.28 gehalten worden zu sein. Sie ist im Druck erschienen.
3) Emanuel Graf Sieyes(1748-1836),Abbe.WortführerundVerfassungstheoretikerdes3. Standes
in der Französischen Revolution, 1799 Mitglied des Französischen Direktoriums. Lavater bat
ihn mit Brief vom 2. August 1799 um die Ausstellung eines Passes.
4) Daniel Schorndorf (1750-1817), Basler Ratsherr. Deputat und Obervogt. Großvater des Kulturhistorikers
Jacob Burckhardt (HBLS IV240).
5) Der Regierungsstatthalter Johann Jakob Schmid (1765-1828). Lizentiat der Rechte, später
Helvetischer Kriegsminister. Seine Amtswohnung war der Reischacherhof. Münsterplatz 16
(HBLSVI 201).
6) Irrtum Lavaters: es war der 11. August.
7) fränkisch, hier = französisch
8) wohl Johann Rudolf Huber (1766-1806), damals Pfarrer in Riehen, seit 1800 zu St. Elisabethen
in Basel. Mitbegründer der Basler Bibelgesellschaft, stand mit Lavater in freundschaftlichem
Verkehr (HBLS IV300).
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