http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1988-02/0029
Nun wie fruchtbar das Elsaß sey
magstu darauß merken, daß in dem engen Begriff
alle jähr ein solch groß Gut von Wein und Korn gefeilt:
daß nicht allein davon seine Eynwohner der trefflich viel seindt zu leben haben
sondern man führt daraus mit Schiff und Wägen den köstlichen Wein in
Schweitzerland, Schwabenland. Bayernland. Niederland und in Engeland.
An dem Berg kocht sich der gut Wein
und auff der ebne wachst das Korn und viel fruchtbarer Bäum.
Man findt auch gantzeWäld mit Kestenbäumen in den Bergen.
Weiter was köstlicherWey in diesem Gebürg gefunden vvirdt.
zeigen an die guten Münsterkäß so man darauß bringt
und daß ich es mit kurzen Worten sag
es ist in dem gantzenTeutschen Land keine Gegenheit
die disem Elsaß möchte verglichen werden.
Man findt wol Länder inTeuschland da besser Wein wächst
der sich dem Elsässer vergleicht
sie haben aber nicht darbey solchen vollen Brotkasten
und lustige Obstgärten.
Sebastian Münster. 1541
zit. nach Richter. Georg: Elsaß. Nürnberg 1972
Die Suche nach Verständnis für die heutige Landschaft Elsaß kann mit diesem Zitat
aus der Cosmographia des Sebastian Münster einsetzen, welche das Elsaß bereits vor
mehr als 450 Jahren als üppiges und vielfältiges Agrarland charakterisiert, das wiederum
durch seine landschaftliche Differenzierung eine ganz besondere und glückliche
Einheit ergibt. Denn Werden und Entstehen von Kulturlandschaft war in vorindustrieller
Zeit in viel stärkerem Maße von der Natur bestimmt, die der Mensch vorfand. Sie
bestimmte seine Wirtschaftsweise, die Wahl des Siedlungsortes und wurde ihrerseits zunächst
behutsam, dann immer stärker vom wirtschaftenden Menschen verändert. In
Fallbeispielen kann diese Entwicklung, ausgehend von den natürlichen Bedingungen
des Raumes, in Exkursionen nachvollzogen werden. Dabei benötigt man nur wenige
Hilfsmittel, wenn man etwas Hintergrundinformation bereithält: eine physische Atlaskarte
, eine Karte der Bodenbedeckung und landwirtschaftlichen Nutzung, eine Straßenkarte
im Maßstab 1:200.000. eine geologische Karte, topographische Wänderkarten.
Entwicklung der Kulturlandschaft Oberrheinebene
auf ihrer naturgeographischen Grundlage
Der Verlauf der Flüsse in der Oberrheinischen Tiefebene verrät bereits viel über Naturlandschaft
und Siedlungsentwicklung.
Der Hauptstrom Rhein hat viele Stromschlingen im nördlichen Teil der Oberrheini-
schenTiefebene. im südlichenTeil ist sein Lauf heute recht geradlinig und wird begleitet
vom Rheinseitenkanal, dem Grand Canal dAlsace.
Die III als 205 km langer Nebenfluß des Rheins fließt während ihres gesamten Flußlaufes
parallel neben dem Rhein einher und mündet erst nördlich Straßburg.
Warum mündet die III nicht früher in den Rhein, wo doch kein Gebirgszug die beiden
Flüsse trennt, ja sogar nur wenige Höhenmeter im Gelände zwischen den Flüssen auszumachen
sind?
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