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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
50.1988, Heft 2.1988
Seite: 30
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1988-02/0032
holozänenTalauen (Holozän: Heutezeit, erdgeschichtliche Abteilung für den Zeitraum
nach der Eiszeit), die vor den Eingriffen des Menschen jährlich bei Hochwasser überschwemmt
sowie mit zurückbleibendem Feinmaterial wie Sand und Schlick bedeckt
wurden.

So fanden die Menschen des Neolithikums (Jungsteinzeit), der Zeit der ersten Bauernkulturen
in der Oberrheinebene, folgende natürlichen Gegebenheiten vor:

- breite Flußauen mit verästelten Stromarmen (Furkationen). deren Sand- und
Schlickboden jährlich überschwemmt wurde,

- breite Schotterterrassen, deren grobe Schotter im Süden und feinere Schotter
im Norden ohne Feinsubstanz sehr wasserdurchlässig, trocken und unfruchtbar
sind,

- lößbedeckte Terrassen und Vorberge.

Es liegt auf der Hand, daß die Auen wegen Hochwassergefahr nicht als Siedlungsraum
in Frage kamen, wegen derTrockenheit auch nicht die Schotterterrassen. So bleiben
die lößbedeckten Gebiete, die als klassische Altsiedellandschaften gelten. Sie erhalten
im Lee derVogesen bei vorwiegend Westwinden sehr wenig Niederschläge. Colmar
hat mit etwa 300 mm die geringsten Jahresniederschläge in Mitteleuropa. So kann
ein lichter Waldwuchs mit offenen Grasflächen in Teilbereichen als siedlungsgünstige
Vegetation angenommen werden. Hinzu kommen die äußerst fruchtbaren Böden auf
Löß. so daß hervorragende Bedingungen für eine düngerlose Feld-Gras-Wechselwirtschaft
bestanden, die als früheste Form des Ackerbaues gilt. Angebaut wurden im Neolithikum
Getreide wie Weizen, Gerste, Hirse, Einkorn und Emmer, dazu gab es Viehhaltung
teils auf Waldweiden.

Von den Kelten in der folgenden Eisenzeit findet man im Elsaß bereits Bauwerke
vor, so eine auch für heutige Zeit riesenhafte Fliehburg auf dem Mont Sainte-Odile
(Odilienberg) am Rand der Vorbergzone zum Waldgebirge derVogesen hin. Es ist das
größte und interessanteste prähistorische Bauwerk des Elsaß. Eine 10,5 km lange sogenannte
Heidenmauer, die durchschnittlich 2-3 m hoch und durchweg 1,5 m breit ist und
aus behauenen Sandsteinblöcken besteht, umgrenzt ein 100 ha großes Gebiet. Man
kann vermuten, wie zahlreich die Bevölkerung bereits war. die mit ihrem Vieh in Kriegszeiten
hier Schutz fand.

In römischer Zeit besiegte Julius Cäsar 58 v. Chr. die Sueben unter ihrem germanischen
Heerführer Ariovist bei Mülhausen-Sennheim, heute Cernay. Nach der Pax Romanorum
17 v. Chr. herrschte fünf Jahrhunderte lang Friede im Elsaß. Aus dieser Zeit
stammt die Verwaltungseinteilung in Ober- und Unterelsaß, das Oberelsaß gehörte zur
römischen Provinz Maxima sequanorum, das Unterelsaß zur Provinz Germania supe-
rior. Der Weinbau (Rebsorte Elbling) wurde im dritten Jahrhundert eingeführt, Militärstraßen
wurden gebaut, Städte gegründet wie Argentoratum (Straßburg),Thermalquellen
an der Hauptverwerfung zu Bädern ausgebaut.

Die Völkerwanderungszeit wurde wichtig für das heutige Siedlungsbild, entstanden
doch in dieser Zeit Altsiedelorte mit flächendeckender Siedlungskontinuität bis zum
heutigen Tag. Ab 430 überrollten die Alemannen das römische Kulturland, ab 486 besetzten
die nachrückenden Franken den nördlichen Teil des heutigen Elsaß bis zum
Selzbach nördlich des Hagenauer Forstes. Die Ortsnamenforschung weist in alemannischem
und fränkischem Siedlungsraum Ortsnamen nach, die aus Personennamen oder
Sippennamen und den Suffixen -ingen und -heim gebildet werden. Mit gewissen Einschränkungen
kann man in Altsiedellandschaften Südwestdeutschlands Rückschlüsse
aus den heutigen Ortsnamen auf räumliche Strukturen der alemannischen und fränkischen
Siedlungsräume ziehen.

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