http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1988-02/0034
Dämme vom Hauptarm getrennt. So entstanden die Altrheine. Als Folge dieser Fluß-
begradigung. die den Wasserweg zwischen Basel und Mainz um 90 km verkürzte, erhöhte
sich die Fließgeschwindigkeit des Rheins, er erodierte in seinem Schotterbett immer
tiefer. Aber die Hochwassergefahr war gebannt, die Sümpfe trockneten aus, die
Malaria ging zurück, und vor allem konnte nun die Rheinaue besiedelt werden. Ackerbau
und Obstanbau waren auf den an sich fruchtbaren Auelehmen möglich geworden.
Damit war die Grundlage für das heutige Siedlungsbild geschaffen.
Aber dieTiefenerosion schritt immer weiter fort, der Grundwasserspiegel sank in der
Aue um bis zu 7 m, im Bereich der Niederterrasse gar um bis zu 20 m. Als Folge vertrockneten
die alten Felder, der Auewald wich einem Trockenbusch. Verstärkt wurden
diese Folgeschäden auch noch durch den Bau des Grand Canal dAlsace. ImVersailler
Vertrag von 1919 bekam Frankreich das Recht, das gesamte Rheinwasser zwischen Basel
und Lauterburg zur Stromerzeugung zu nutzen (Abb. 4). Seit 1923 wurde der völlig
- auch am Boden - betonierte Kanal gebaut, der im Sommer 98 % des Rheinwassers aufnimmt
. Über 50.000 Obstbäume sind daraufhin im Markgräflerland vertrocknet.
Seit 1969 versuchte man im deutsch-französischen Projekt der Schiingenlösung die
negativen Folgen der Rheinbegradigung und Wasserentnahme im Kanal zu beseitigen.
Nördlich des betonierten Rheinseitenkanals, der bei Breisach endet, wird das Rheinwasser
abwechselnd im RheinbettTullas und in Kanalschlingen geführt. Kulturwehre
im Bett des Restrheins stauen den Fluß, senken die Fließgeschwindigkeit und heben
den Grundwasserspiegel. Auf diese Weise entstanden nördlich Breisach wieder Auewälder
auf badischer und elsässischer Seite (Taubergießen).
Nördlich von Straßburg wurde der Rhein mit den Staustufen Gambsheim und Iffezheim
im sogenannten Vollausbau in seinem kanalartig ausgebauten Bett aufgestaut.
Noch weiter im Norden verhindert man weitere Tiefenerosion lediglich durch künstliche
Geschiebezugaben.
DerVerkehrsweg Rhein ist heute bis Basel für Schiffe mit 16001 befahrbar. Als Ener-
gielieferant und Abwasserkloake bietet er zusätzliche Standortvorteile für Industriean-
siedlung. Besonders im südlichen Elsaß entstehen heute riesige Industrieflächen unmittelbar
neben dem Rhein.
Exkursions Vorschläge:
- Wanderung südlich Breisach mit Geländeprofil über Niederterrasse und durch ehemalige
Stromaue des Rheins mit Beobachtungen zu Geländeform. Bodensubstrat.
Vegetation. Nutzung in Landwirtschaft. Siedlungen mit altem Ortskern und neueren
Ausbaugebieten. Verkehrswege. Industrieanlagen.
- Routenvorschlag: Munchhouse (Münchhausen) auf der Niederterrasse - Foret Domainale
de la Harth Nord (nördlicher Hardtwald) - Mines de Blödelsheim - Bewässerungskanäle
zum Canal du Rhone au Rhin (Rhein-Rhöne-Kanal) - Steilrand der Niederterrasse
bei Landstraße D 468 zwischen Blödelsheim und Rumersheim - ehemalige
Rheinaue mit Flußbettvertiefungen im Gelände bis Rheinseitenkanal - Industriegelände
bei Fessenheim.
- Besichtigung des Laufkraftwerks Breisach mit Blick in dieTurbinenhalle auf französischem
Boden ist ohne Vorankündigung und ohne Führungspersonal möglich. Automatische
Türöffnung durch Klingel amTor.
- Besuch der durch Schlingenlösung wiederbelebten Stromaue etwa imTaubergießen.
32
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1988-02/0034