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Tischtuch gedeckten Tafel hatte nur noch Paris das Wort, an ihr durfte nur noch französisch
gesprochen und möglichst auch nicht mehr laut gebetet werden. Die Absichten
und Maßnahmen der neuen Herren können mit den drei Begriffen "purifier, centrali-
ser, assimiler" umrissen werden.18* "Gereinigt" werden sollte das Elsaß vor allem von
den eingewanderten Reichsdeutschen, von denen rund 150.000 ausgewiesen wurden
oder in Anerkennung der neuen Verhältnisse das Land verließen. Ihnen folgten einige
Hundert Alt-Elsässer, die damit die Konsequenz aus ihrer prodeutschen Haltung zogen
, unter ihnen der letzte Statthalter Rudolf Schwander und Robert Ernst, der als die
führende Persönlichkeit in den Emigrantenorganisationen und ab 1940 dann auch als
Generalreferent des Gauleiters Wagner und Straßburger Oberstadtkommissar eine
wichtige Rolle spielen sollte. Die schadenfrohen Zeichnungen, in denen Hansi den Exodus
über die Kehler Rheinbrücke kommentierte, drücken gewiß die Gefühle der überwiegenden
Mehrheit der Einheimischen angemessen aus. Die in der Verwaltung freigewordenen
Stellen besetzten 11.000 Beamte aus Innerfrankreich, die besser als ihre el-
sässischen Kollegen bezahlt wurden. Die Wiedereingliederung des Elsasses in den einen
und unteilbaren französischen Zentralstaat erfolgte 1919 mit der Neugründung der
Departements Bas-Rhin und Haut-Rhin. Zugleich wurde ein "commissariat general"
gegründet, das als Übergangseinrichtung für die rasche Integration ins Mutterland sorgen
sollte. Die Elsässer aber hatten sich nun in fast fünfzig Jahren an eine eigene Landespolitik
gewöhnt und wünschten die Beibehaltung dieser Einrichtung und ihre Ergänzung
durch eine Volksvertretung ähnlich dem bisherigen Landtag. Das aber wäre
Abb. 7: Kontrollturm
(Le Monde. 18. Juni 1978,
S. 19)
Dessin de Sutter Laburte
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