http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1988-02/0056
Wagners Konzept sah vor. die "Fehler" des Kaiserreichs, den Elsässern ein Sonderbewußtsein
zuzugestehen, diesmal zu vermeiden. Sie hatten zu begreifen, daß sie ebensolche
Deutsche wie die Bayern oder Mecklenburger seien. Alle Spuren der französischen
Zeit wurden mit brutaler Pedanterie getilgt. Orts- und Straßennamen, Familien-
und Vornamen wurden eingedeutscht: Aus Jacqueline wurde Jakobina. aus Denise
Dionysia. Marianne war verpönt. Französischsprechen war verboten, ebenso die Benutzung
von französischen Wörtern im Elsässer Dialekt, ja dem Dialekt selbst wurde
der Kampf angesagt. "Elsässer. sprecht eure deutsche Muttersprache." mahnten die
Spruchbänder. Die Perlkränze, die die Elsässer nach französischer Sitte auf die Gräber
ihrer Angehörigen legen, sowie etwa 300 Gedenkinschriften hatten zu verschwinden.
Ihren absurden Gipfel erreichten diese Maßnahmen mit einem Erlaß Wagners, der das
Tragen von Baskenmützen verbot. Die Schule wurde im Oktober 1940 nach deutschem
Muster organisiert; sie sollte der "Entwelschung" und der Indoktrination dienen. Der
Besuch der Oberschule war nur nach Empfehlung durch den Kreisleiter möglich: über
die Zulassung zum Abitur entschied die örtliche HJ-Führung. Ein Lehreraustausch zwischen
Baden und dem Elsaß in großem Stil sollte die Integration des neuen Reichsgaus
voranbringen. 1941 wurde der Reichsarbeitsdienst eingeführt: der Einberufung entzo-
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