http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1988-02/0143
felden" (Okt. 1900 Inserat im Säckinger Tagblatt). Eine Rolle mag er auch bei der
Gründung des Badisch Rheinfelder Militärvereins und bei der Vereinigung der Nationalliberalen
gespielt zu haben. Ihr gehörten die Bürgermeister Reinhold Brugger
. Karsau, Adolf Senger, Nollingen, und der Minseier Schreinermeister Arnold
Trüby mit 30 dortigen Bürgern an. Sehr zugetan war Blum auch den Freiwilligen
Feuerwehren, weil sich seinWaberner Schulkamerad Otto Bally als nationalbewußter
Kämpfer am Hochrhein dafür einsetzte, die "wilden" Feuerwehren abzuschaffen
.
Eine Tragik in Blums Familie bedeutete der Ehemann seiner ältesten Tochter Gertrud
, Hermann Costenoble, Jena, dem Blum 1892 die Leitung der Rheinfelder Tabakfabrik
übertrug. Sicher mit Blums Geld kaufte dieser leichtlebige Mann 1895 die Rheininsel
"Gwehrt" beiWyhlen. Darüber schrieb Blum u.a. in seinem 2. Band der "Lebens-
erinnerungen": "Die Rheininsel war damals wald- und wildreich. An Bauwerken standen
auf der Insel allerdings nur das schlichte einstöckige Wohnhaus, ein Stall, Wagenschuppen
usw. In einem auf der Insel liegenden Fährboot setzte man über den kleineren
schön bewaldeten Rheinarm Wyhlen zu, oder vonWyhlen her, über. Alle Haushaltsbedürfnisse
waren in dem behäbigen Ort gut zu haben. Auch wohnte ein tüchtiger Arzt
dort. Und schon Jahrhunderte zuvor, zur Römerzeit, war der der damaligen stattlichen
Römerstadt Augusta Rauracorum gegenüberliegende waldlose und steil abstürzende
Uferrand der Insel, nahe dem Rheinbett, die vornehme Begräbnisstätte jener Römerstadt
gewesen. Denn man hatte hier in unserenTagen mit nur wenigen noch erkennbaren
Totengebeinen eine Menge von schönen römischen Rüstungen usw. ausgegraben,
die dann an die nächsten Museen und Altertumssammlungen verteilt wurden." Auf der
Insel gebar Blums Tochter am 12. Juli 1895 eine Tochter Hertha. Blum wohnte amWyh-
lener Ufer im großen Bauernhof, während seine Frau auf der Insel die Wöchnerin betreute
.
Blum schrieb weiter: "Ich malte hier rasch vier Bilder, welche die prächtige Strom-
und Gebirgslandschaft nach allen vier Himmelsrichtungen hin darstellten, auch das
Wohnhaus zweimal wiedergaben, einmal von dem hohen deutschen Ufer aus, einmal
von der Südwestspitze der Insel aus, mit dem Schwarzwald, bis zum Eggberg bei Säk-
kingen im Hintergrund." Im August oder September 1895 hielt Blum in einem schattigen
vormaligen Klostergarten zu Wyhlen zur 25. Wiederkehr der großen Schlacht vor
vielen hundert Zuhörern eine Sedan-Rede.
Vom Februar bis November 1899 malte Blum 19 Ölbüder mit Rheinfelden-Motiven.
Zur Tilgung der Bauschulden der neuen reformierten Kirche auf dem Adelberg in Ba-
disch-Rheinfelden gab Blum eines dieser Bilder in eine Tombola.
Schwiegersohn Costenoble setzte sich 1897 von Rheinfelden ab, um in Jena den väterlichen
Verlag zu übernehmen, der aber nach wenigen Jahren pleite ging. Blum
selbst, der wahrscheinlich die aufwendige Lebensweise dieses Phantasten stützte, geriet
zusehends in Zahlungsschwierigkeiten. Ihre Kinder samt Kindermädchen zurücklassend
, wanderten die Costenobles 1902 nach der deutschen Marianen-Insel Saipan
aus. Von dort wechselten sie 1904 nach der amerikanischen Insel Guam. wo sie in staatlichen
Diensten Boden unter die Füße bekamen. Gertrud Costenoble holte später in
Europa ihre fünf Kinder ab.
Völlig verarmt starb am 30.1.1910 Dr. Hans Blum in Rheinfelden an einem Schlaganfall
. Sein ganzes Vermögen geriet in fremde Hände. Von seinen Bildern und seinen Möbeln
sind in Schweizer-Rheinfelden noch einige sehr schöne Stücke vorhanden. Aus seinem
Nachlaß besitzt ein inTübingen lebender Ur-Enkel noch eine Anzahl Rheinfelden-
Ölbilder.
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