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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
51.1989, Heft 1.1989
Seite: 88
(PDF, 33 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1989-01/0090
Ein Dreigestirn: Matthias Claudius -
Johann Peter Hebel - Jeremias Gotthelf

Vortrag beim Hebelschoppen in Hertingen am 23. Oktober 1988
Hans Krattiger

Als ich um 1930 ab und zu die Ehre und das Vergnügen hatte, das Auto meines Vaters
zu waschen, das in der Schlotterbeck-Garage in Basel eingestellt war, wußte ich noch
nicht, daß es einmal einen Pfarrer Schlotterbeck gab. der im Leben von Johann Peter
Hebel eine Rolle spielte, und noch viel weniger ahnte ich. daß ich einmal in der Kirche,
in der dieser Pfarrer Schlotterbeck das Wort Gottes verkündete, einen Vortrag halten
werde. Und nun bin ich also zu Gast in diesem Hertingen, wo Hebel weiland Hauslehrer
im Pfarrhaus war und wo sich der Schulmeister und ein Bauer ihr Bibelverständnis
mit gegenseitigem Ohrfeigen-Austeilen bezeugten, wie Hebel in der Kalendergeschichte
"Gutes Wort, böse Tat" erzählt. Das war einmal - geblieben aber ist das Werk
des Dreigestirns Matthias Claudius (1740-1815), Johann Peter Hebel (1760-1826) und
Jeremias Gotthelf (1797-1854). die miteinander gemeinsam haben, daß sie Theologen
und Dichter waren.

Aber warum gerade dieses Dreigestirn? Warum nicht Claudius. Hebel und Eduard
Mörike. der doch auch Theologe und Dichter war? Doch so sehr ich Mörike. der von
1804-1875 lebte, und seine Dichtung schätze, er läßt sich weder mit Claudius noch mit
Hebel und am wenigsten mit seinem Zeitgenossen Gotthelf zu einem Dreigestirn zusammenbringen
. Mörikes Credo ist Wort und Klang geworden im "Gesang Weylas":

Du bist Orplid. mein Land!
Das ferne leuchtet:

Vom Meere dampfet dein besonnter Strand
Den Nebel, so der GötterWange feuchtet.

Uralte Wasser steigen

Verjüngt um deine Hüften. Kind!

Vor deiner Gottheit beugen

Sich Könige, die deine Wärter sind.

"Orplid". das ist weder Karlsruhe noch Lützelflüh, weder Wiesental noch Emmental
, auch nicht das von Hebel oft erwähnte Brassenheim, das ich bis jetzt so wenig wie
Orplid auf einer Landkarte fand, wo aber bestimmt kein Nebel "der GötterWange
feuchtet". wo"s vielmehr - im Guten wie im weniger Guten - sehr "menschelet".

Wenn ich Claudius. Hebel und Gotthelf als Dreigestirn sehe, das heute noch am literarischen
Himmel leuchtet, dann deshalb, weil sie viel miteinander gemeinsam haben
und - vor allem - weil sie nicht nur das angeboreneTalent zur Feder greifen ließ, sondern
eine innere Notwendigkeit. Hebel sagt es in der Vorrede zur ersten Auflage der Alemannischen
Gedichte: "Wenn (auch) Leser von höherer Bildung sie (die Gedichte) nicht
ganz unbefriedigt aus den Händen legen und dem Volke das Wahre. Gute und Schöne
mit den heimatlichen und vertrauten Bildern lebendiger und wirksamer in die Seele
geht, so ist der Wunsch des Verfassers erreicht."

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