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entwickelt. Die Kelten z.B. hatten den Wert des Jagdhundes schon lange erkannt und
züchteten spezielle Hunderassen zur Verfolgung des Wildes. Dadurch sank für die Jäger
das persönliche Risiko, durch angreifendes und sich stellendesWild verletzt oder gar getötet
zu werden, da die Hundemeute das Wild beschäftigte und damit vom Menschen
ablenkte. (Abb. 3)
Diese Form des Jagens wurde noch wirkungsvoller durch den Einsatz von Reitpferden
, da so das Wild schneller zu ermüden war, der Jäger aber länger bei Kräften blieb.
Darüber hinaus bescherte die Eisenzeit dem jagenden Menschen wirkungsvollere Jagdwaffen
. Neben dem schon lange verwendeten Pfeil und Bogen trat nun die mit Eisenspitze
bewehrte Lanze und das Jagdschwert. Eine späte Form der Jagdlanze ist noch
heute als "Saufeder" erhältlich, wird aber vorw iegend als Dekorationsgegenstand verwendet
, ähnlich wie das Jagdschwert in Form des "Hirschfängers". (Abb. 4)
Dies blieb für lange Zeit praktisch unverändert so. Geändert hat sich nur das Recht
zu jagen. Ursprünglich freies Recht der germanischen Stämme ohne territoriale Begrenzung
, wurde es nach und nach vor allem im Zuge fester Ansiedlungen mit landwirtschaftlichem
Anbau eingeschränkt und zum Privileg der Regierenden. So finden wir
um 800 n.Chr. in der Herrschaft der fränkischen Könige die Erklärung großer Waldkomplexe
zu königlichen Bannforsten, in denen es nur dem Hofstaat erlaubt war, die
Jagd auszuüben. Die Verletzung dieses Vorrechtes durch Unbefugte wurde mit drakonischen
Strafen (Königsbann) belegt, die Todesstrafe eingeschlossen.
Die Entwicklung nach der Jahrtausendwende führte nach und nach zu einem jagdlichen
Obereigentum des Königs oder Kaisers, aber auch der Kirche durch dingliche
Rechte, gegenüber dem es nur ein Lehensverhältnis der Ritter, später des niederen
Adels und der von diesen absolut abhängigen Bauern gab. Damit wurde der Bauer
mehr und mehr aus der persönlichen Jagdsausübung verdrängt und mußte stattdessen
zunehmend mehr Frondienste für den Jagdbetrieb leisten.
Aus dieser Zeit stammt auch die Einteilung des Wldes in "Hochwild" und "Niederwild
". Zum Hochwild zählten Wisent, Elch. Rothirsch, Gemse, Steinbock, Wildschwein
sowie Auerwild. Steinadler und Seeadler. Zum Niederwild gehörten Rehwild, das kleine
Haarwild sowie das Federwild. Hochwild durfte nur vom Hochadel, Niederwild nur vom
niederen Adel bejagt werden. Diese Einteilung des Wildes existiert noch heute, und folglich
unterscheidet man, je nach vorhandenen Wildarten im Revier. Hoch- und Niederwildreviere.
Der Adel jagte nicht mehr zum Lebensunterhalt, sondern aus Lust und Zeitvertreib.
In der Hetze eines Wildtieres sah man eine sportliche Anstrengung, die letztlich männliche
Bewährung beinhaltete. Berücksichtigen wir die relativ häufigen tödlichen Unfälle
auf der Jagd, so war das Jagen damals keineswegs von geringem Risiko.
Ungehemmtes Jagen im Sinne von Zügellosigkeit war eine stets vorhandene Gefahr
der Entgleisung. So stellt die Hubertuslegende eine zeitgemäße Antwort auf ein bisweilen
gestörtes Verhältnis von Wildtier und Mensch dar, das mit dem Totalverzicht auf
Jagd eine moralische Entscheidung war. Interessant ist, daß heute unter weitestgehendem
Einbezug desTierschutzes in die Jagd die traditionellen Hubertusfeiern bei Jägern
und Bevölkerung an Attraktivität und ursprünglichem Sinn verlieren und leider bisweilen
schon in showartige Veranstaltungen abgleiten.
Eine schon in den Steppen Asiens lange kultivierte Jagdform kam vermutlich im Gefolge
der Hunneneinfälle auch nach Europa: die Beizjagd oder die Jagd mit dem Falken
. (Abb. 5) Hierbei benutzt der Jäger einen gezähmten und abgerichteten Greifvögel
(Wanderfalke. Habicht oder Steinadler), um Vögel oder kleines Haarwild mit Hilfe
des Beizvogels zu erbeuten. Dies war in einer Zeit, in der weittragende Schußwaffen
rar waren, fast die einzige Möglichkeit, dieses Wild erfolgreich zu bejagen.
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