Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
51.1989, Heft 1.1989
Seite: 133
(PDF, 33 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1989-01/0135
gebiet mehr oder weniger flächenhaft erkrankt. Manchmal fällt das nicht so ins Auge,
weil die Forstverwaltung die Endzustände laufend entfernt. Aber dem kundigen Auge
fallen die gewaltigen Ausdünnungen in den Kammlagen sofort auf.

Wegen der drohenden Bodenerosion kämpfen die Forstleute praktisch um jeden
Baum. Moderne Technik muß her. um das durch Säure- und Stickstoffeintrag verzerrte
Verhältnis der natürlichen Bodenchemie wieder in ein brauchbares Gleichgewicht zu
bringen. In leicht zugänglichen Waldpartien wird mit Gebläsen eine Kalk-Magnesium-
Mischung in die Baumbestände geblasen, im schwierigen Gelände verstreut der Hubschrauber
ein entsprechendes Granulat.

Auch der Jäger hat seinen Beitrag zu bringen. Im Bergwald samt sich der Baumnachwuchs
als sogenannte Naturverjüngung von selbst an, behutsam von der kundigen
Hand des Försters im Schutz der alten Bäume gefördert. Jungwuchs ist aber auch
schmackhafte und nährstoffreiche Wildnahrung. Um überhaupt aus dem auch schon
teilweise kümmernden Jungwuchs Bäume heranzuziehen, die die Chance haben, nicht
durch Wildverbiß zerstört oder nachhaltig verstümmelt zu sein, muß der Wildbestand
bei Rehwild und Gemsen (in den Kammlagen) sehr niedrig gehalten werden. Eine Aufgabe
, die den Jägern einiges Umdenken und viele praktische Lösungen abverlangt.

Fortlaufend sich verstärkender Jagddruck macht das Wild zum reinen Nachttier, was
eine erfolgreiche Bejagung außerordentlich erschwert. Hinzu kommen die vielen Störungen
durch starken Sport- und Freizeitbetrieb am Wochenende auch in den Wäldern.
Erfreulicherweise nehmen aber immer mehr Menschen Rücksicht auf die geschundene
Natur und halten sich an die großen Wege, was dem Wild das Leben stark erleichtert.

Jagd heute hat viel von ihrer Ursprünglichkeit verloren. Sie ist Bestandteil zeitgemäßer
Naturpflege und Naturschutzarbeit geworden, in erster Linie durch Regulierung
der großen Pflanzenfresser wie Hirscharten. Gemsen und Rehwild, die ansonsten den
Lebensraum Wald noch artenärmer selektieren würden als einst das ausgestorbene
Großwild in der Nacheiszeit die aufkeimenden Wälder.

Diese Arbeit nennt man jagdliche Hege. Sie hat zum Ziel die Erhaltung eines den
landschaftlichen und landeskulturellenVerhältnissen angepaßten, artenreichen und gesunden
Wildbestandes sowie die Pflege und Sicherung seiner Lebensgrundlagen. Die
Hege muß so durchgeführt werden, daß Beeinträchtigungen einer ordnungsgemäßen
land-, forst- und fischereiwirtschaftlichen Nutzung, insbesondere Wildschäden, vermieden
werden. Bei den unterschiedlichen Betriebszielen dieserWirtschaftsbetriebe sowie
unter Berücksichtigung des Arten- und Naturschutzes kein einfaches Unterfangen!

Seit 1988 ist die Jägerschaft in Baden-Württemberg eine staatlich anerkannte Naturschutzorganisation
. In einem Grundsatzprogramm hat sie zusammen mit dem Landes-
naturschutzverband unter dem Titel "Naturschutz und Jagd" (Abb. 15) wesentliche
Ziele und Forderungen zu Naturschutzprogrammen definiert und verbindlich festgeschrieben
.

Der Jäger unserer Tage benötigt zur Bewältigung dieser mannigfachen Aufgaben
eine entsprechende Ausbildung. Sie wird daher nicht von ungefähr als das "Grüne Abitur
" bezeichnet. Durchfallquoten zwischen 30 und 40% zeigen, daß man die dreigeteilte
Jägerprüfung nicht im Vorübergehen ablegen kann. Acht Ausbildungsfächer sind
in über 200 Unterrichtseinheiten praktisch und theoretisch zu vermitteln.

Wenn die Jäger heute von fanatischen oder ideologischen Jagdgegnern bösartig und
unsachlich angeriffen werden, kommen immer Vorwürfe in die Diskussion, die aus
längst vergangenen Zeiten feudalistischer Jagdvergnügungen stammen. Gewiß, es gibt
auch in den Reihen der Jäger schwarze Schafe, aber in welcher gesellschaftlichen
Gruppe ist das nicht der Fall? Da ist von Privilegien die Rede, die wir beim besten Wil-

133


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1989-01/0135