http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1989-01/0162
Reiter verfolgt Bauern
(Radierung von H. U. Franck. 1643)
Eine Art Guerillakrieg spielte damals um die Paßhöhen des Hochschwarzwaldes;
Heinrich Hansjakob hat ihn in der einst bekannten Erzählung "Der Leutnant von
Hasle" dichterisch behandelt. Dieser Gebirgskrieg blieb unentschieden, doch in den
Ebenen beiderseits des Rheins schlug Bernhard noch zwei weitere Entsatzheere, die
versuchten, den Ring um Breisach zu durchbrechen. In der Schlacht bei Friesenheim
und Wittenweier am 29./30. Juli 1638 kam ihm zustatten, daß die Kaiserlichen wiederum
von dem unfähigen Duce di Savelli geführt wurden, der aus der Gefangenschaft
entwichen war - mehr zum Schaden als zum Nutzen des Kaisers. Aber auch der Herzog
von Lothringen konnte gegen den Weimaraner nicht bestehen. Anfang Oktober 1638
versuchte er von Hochburgund aus, auf Breisach durchzustoßen, wurde aber am 5. Oktober
auf dem Ochsenfeld beiThann von Bernhard ebenfalls geschlagen.
Nach Ausschaltung sämtlicher Entsatzheere gab es für die Festung Breisach keine
Hoffnung mehr. Sie wurde auf "niederländische Art" immer enger eingeschnürt, d.h.
vom Land und vom Wasser her gleichzeitig. Die Beherrscherin des Rheins wurde so
"langsam erdrosselt" (C.J. Burckhardt). Über die Endkämpfe um Breisach berichtet
Grimmelshausens Simplex im vierten Buch dieses unvergleichlichen Zeitdokuments,
daß er "Tag und Nacht wachen und schanzen mußte und nichts davon hatte, als daß ich
lernete. wie man mit den Approchen einer Festung zusetzen muß." Bernhard leitete
diese Kämpfe von einem vorgeschobenen Gefechtsstand im Dorfe Hochstetten aus.
Zeitweilig lag er aber auch krank in Colmar; vor Breisach vertrat ihn der aus Bern stammende
Generalmajor Johann Ludwig von Erlach, der auch als Diplomat versiert war.
In Neuenburg wurden derweil Brand- und Sprengschiffe gerichtet und auf die Breisa-
cher Rheinbrücke abgelassen, ohne daß man damit größere Wirkung erzielte. Bern-
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