http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1989-01/0166
Chunnt der das Büechli do in d' Händ,
Se denk, i heigs für di ersunne.
Un in diim eigene Garte heig
J do un dort e Blüemeli gunne!
Und wenn de saisch: Jetz lueg au do!
J chenns, i wills ans Fenster stelle
Un mi dra freue,' machs eso -:
Das ischs, was i dermit ha welle!
Es folgen u.a. die Gedichte mit den Überschriften: 'Uf der Höchi / Der Winter
chunnt / Der Buur im Winter / Schlittefahre / Hurnigle / Chleini Blättli / "s erst Veieli /
Der Mai isch do! / Wanderlied / Du arme Summervogel / Obefride / Der Heimet zue /
Chinder / Nüt as Rege!'. Raupp hat das Gros der Themen vom Jahreszeitlichen her angegangen
und auch entsprechend geordnet, zwischendurch gibt es Volkskundliches.
Menschüches, Persönliches, Festtägliches u.a. Charakteristisches und Humoristisches
kommen nicht zu kurz. Auch Zeitgeschichtliches findet sich dann und wann. Dazu eine
Kostprobe:
Der Schnellzug
A jo - grad wie ' Dunnderwetter
Schnürt der Schnellzug 's Ländli uffe.
Öb er an der duure raßlet,
Hörsch en scho von wytem schnuffe.
Chuum heschs ghört -: wssst - um der Ecke
Isch er - furt! Scho z' Friiberg obe
Unter Qualm un Rauch verschrecke
Schwelleholz und Schinechlobe.
Glüehnig rot sin d' Auge gwachse,
Grad as wott er mi verschlucke
Un as miech er keini Faxe:
J ha gmeint, i mueß mi bücke!
Verhältnismäßig großzügig hat Raupp es mit seiner Dialektschreibweise gehalten;
doch auch wenn sie dann und wann keinen philologischen Konsequenzen standhielte,
liest sie sich verständlich und munter und eben mit viel Eigenständigkeit. Der Grundtenor
pendelt sich in der Regel zwischen Spätromantik und Biedermeierlichkeit ein. Eine
relativ heile Welt mußte ihm selbstverständlich sein. Was ihn nicht daran hindert, auch
Wehmütiges und Schmerzliches mitzuteilen:
Biim Abschied
Zuem letzte mol, zuem Abschidneh
Bi - n i do uuse gange.
Kein Wunder, daß wie Leid und Weh
Am Himmel graui Wolke hange...
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