http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1989-01/0168
Eigentümlich muten in Raupps Dialektschreibweisen manche Worte an, die gewissermaßen
hochdeutsch und keineswegs mundartlich variiert stehenbleiben (etwa manche
S-Laute), ferner wollen sich diese und jene Ausdrücke nicht unbedingt ins Leger-
Dialekthafte fügen (etwa 'wahrhaft'), doch dürfte dabei seitens des Verfassers auch die
Tatsache mithereinspielen, daß die Verständlichmachung da und dort Priorität haben
sollte.
Kindergemäßes, Kindertümliches rangiert in Raupps Mundartgedichten öfters an erster
Stelle; Spontanes gelingt ihm hier erstaunlich gut:
Jm Gottechind
Nähmtisch ächt das Chrützli a?
Nit zuem Stolz! J wotts nit ha.
Aber träitischs gern as Schmuck,
Sag i zue der: Denk au z ' ruck
Wo seil groß Chrütz gstande - n isch!
Wie's der goth un wo de bisch.
Überleg ders ernst un still.
Was seil Chrütz eim sage will...
Aus der Kinderperspektive heraus dürften auch solche Gedichte wie 'Schlittefahre"
und 'Der Zuckerbäcker' entstanden sein:
So, chlepfe mueß es! Das heißt Schlittegfahre!
Wer nit e rechti Geißle schwingt
Un ei Chlepf um der ander fertig bringt,
Dä cha si weger d ' Müeih spare...
Und:
He, isch der Zuckerbäcker
Im Garte gsi hüt Nacht?
Er het. i mueß es sage,
Me Meisterstückli gmacht...
Mit derselben Naivität weiß der Dichter mitunter Erwachsene wie Kinder anzusprechen
. Das Spontane bekommt seinen Versen:
Dur Feld un Wald!
Jetz mueß e Liedli gsunge sii
Un Feld und Wald solls lobe!
J mein, die ganzi Welt ghör mii,
Stand i am Buck do obe...
Daß ihm das Wandern zu den schönsten Lebensfreuden gehört, ist in diesem Zusammenhang
durchaus verständlich:
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