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ten Geschichtsvereinen des Landes gehören. Der Referent, von Dr. Richter darauf angesprochen
, meinte, er habe sich unter einer Arbeitsgemeinschaft etwas ganz anderes
vorgestellt. Walter Küchlin aus Wyhlen scheint eine Namensänderung nicht so dringlich
. Wenn aber geändert werden sollte, macht er folgenden Namensvorschlag: Geschichtsverein
Markgräflerland, Arbeitsgemeinschaft für Geschichte und Landeskunde
.
Als man zu einer Abstimmung schreiten will, macht Herbert Weis darauf aufmerksam
, daß dies jetzt nicht möglich sei, da eine Namensänderung einer Satzungsänderung
gleichkomme und eine solche auf derTagesordnung vermerkt sein müsse. Obwohl der
Vorsitzende darauf aufmerksam machen kann, daß dieserTagesordnungspunkt im letzten
Heft angekündigt und begründet wurde, sieht man von einer Abstimmung ab. Das
Thema wird Mitglieder und Vorstandschaft also noch weiterhin beschäftigen. Ein Geschichtsfreund
aus Riehen macht den Vorschlag, bei allen Mitgliedern eine Umfrage zu
machen und sich daran zu orientieren.
Der Nachmittag war dem Wenkenhof und der Chrischonakirche gewidmet.
Michael Raith führte durch die eindrucksvollen Anlagen desWenkenhofes.Wenken,
so weiß er zu berichten, war einstmals ein kleiner Weiler; der Name "Wenk" bedeutet
soviel wie schön. Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahre 751. Der
neue, 1736 entstandene Wenken ging in unserem Jahrhundert an den reichenTextilun-
ternehmer Alexander Clavel, der die Anlage um eine stattliche Reithalle erweiterte.
In Vertretung von Herrn Direktor Schmidt wurden die Geschichtsfreunde in der
Chrischonakirche von Herrn Rüdiger in herzlichen Worten willkommen geheißen. In
wenigen Sätzen skizzierte er die Geschichte der Pilgermission, die auf Friedrich Spittler
zurückgeht, der im Jahre 1840 hier in der Chrischonakirche damit begann junge Männer
im Glauben zu unterrichten und zu stärken.
In die Geschichte der Chrischonakirche und des Chrischonenkultes führte Dr. Richter
ein. Dabei stützte er sich vor allem auf die Ergebnisse, welche eine archäologische
Untersuchung des Kircheninnern während des Winters 1974/75 erbracht hatte. Hierbei
wurden vier Vorgängerbauten mit einer mehr als tausendjährigen Tradition entdeckt.
Somit befanden sich an der Stelle des heutigen spätgotischen Gotteshauses aus dem 16.
Jahrhundert schon folgende Kirchenanlagen:
L Frühmittelalterliche Anlage, die bis ins 7. Jahrhundert zurückreicht.
2. Karolingische Anlage.
3. Romanische Anlage aus dem Beginn des zweiten Jahrtausends.
4. Frühgotische Anlage, die 1356 erstmals als Filiale der Kirche von Grenzach erwähnt
wird.
Bei den Untersuchungen stellte man auch hochinteressante Grabanlagen fest, darunter
vielleicht sogar das Stiftergrab. Bei den übrigen 91 Bestattungen fällt der hohe Anteil
von 56 Kindergräbern auf. Diese Besonderheit läßt sich aus der Legende der heiligen
Chrischona nicht erklären, so daß der Kantonsarchäologe Dr. R. Moosbrugger,
welcher die Grabungen leitete, eine interessante These aufstellte. Dabei ging er von
dem etwa eine halbe Stunde von der Kirche entfernt gelegenen "Britzigertal" aus, das
nach einem abgegangenen Bauerngut "Biezighofen" benannt worden war. Die Bezeichnung
des Tales wurde dann später durch den Namen "Chrischonatal" ersetzt. So
stellt sich nun die Frage, ob die Kirche ursprünglich nicht dem heiligen Brictius geweiht
worden sein könnte und dann das dazugehörige Gut den Namen "Britzighofen" erhielt
.
Brictius wurde um die Mitte des 5. Jahrhunderts Nachfolger des heiligen Martin auf
dem Bischofsstuhl von Tours, und die ihm in unserer Gegend geweihten Kirchen sind
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