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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
52.1990, Heft 1.1990
Seite: 20
(PDF, 32 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1990-01/0022
Auch den großen Pestwellen fielen viele Bürger zum Opfer. 1632 und 1639 hatten die
Bürger Neuenbürgs unter der Seuche sehr zu leiden. Eine Auggener Chronik berichtet: Am 5.
April 1634 kam Neuenburg wieder in schwedischen Besitz. Auggener konnten jetzt dort
zeitweise ein Asyl finden; dort erlebten sie Not und Elend dieser Stadt, in der der Hunger
herrschte und Krankheiten ausbrachen, denen Soldaten und Zivilisten in gleicher Weise
erlagen.

So berichtet Gmelins Familienbuch von einer "Anna Muser. der alten Witwe des Hans Jakob
Muser aus unserem Dorf, daß sie damals in Neuenburg verhungerte "die Stadt Neuenburg,
wie viele Orte und Städte stehen leer, alles Volk ist verlaufen und kaum noch zwei Häuser sind
in einem bewohnbaren Zustand". Nach dem 30jährigen Krieg waren in der Stadt noch 76
Bürger in größter Not übriggeblieben.

Im März 1638 stand Bernhard von Weimar mit seiner Armee vor der "befestigten kaisertreuen
Stadt Neuenburg am Rhein". "Nachdem die drei anderen Regimenter herangekommen
waren, wurde vor das befestigte Neuenburg gerückt, das sich sofort ergab. Ein wichtiger
Gewinn, denn hier konnte man eine durch die Wälle der Stadt wohlgeschützte Schiffbrücke
über den Rhein schlagen und beherrschte die Wasserstraße zwischen Breisach und dem
Bisthum Basel."

Bernhard von Sachsen-Weimar, 1604 in Weimar geboren, war einer der großen Feldherren
des Dreißigjährigen Krieges. Schon mit 18 Jahren kämpfte er auf protestantischer Seite gegen
Tilly. Unter König Christian von Dänemark führte er, einundzwanzigjährig, ein Reiterregiment
. Mit dem Eingreifen des Schwedenkönigs in den Dreißigjährigen Krieg begann sein
"Aufstieg zu europäischer Bedeutung". 1631 schloß er sich Gustav Adolf an und übernahm
nach dessen Tod den Oberbefehl. Herzog Bernhard von Weimar verpflichtete sich, mit 18 000
Mann für Frankreich zu kämpfen. Richelieu bot ihm für seine Dienste die zu erobernden
vorderösterreichischen Besitzungen im Elsaß an. Bernhards Ziel, ein eigenes Fürstentum,
rückte nun in greifbare Nähe.

Bernhard von Weimar ließ die Befestigungsanlagen Neuenbürgs weiter ausbauen und
ernannte Major Roland zum Stadtkommandanten. Mit dem Besitz Neuenbürgs beherrschte
Bernhard von Weimar den Zugang zur Festung Breisach. Neuenburg am Rhein wurde als
Bernhards Hauptquartier zu "einer Schaltzentrale des europäischen Kriegstheaters". Bernhards
Kuriere gingen von Neuenburg am Rhein aus nach Paris zu Ludwig XIII. und zu Kardinal
Richelieu, nach Frankfurt zum Kanzler Oxenstierna, nach Pommern zum schwedischen
Feldmarschall Baner, "um eine grosse Zangenoperation gegen die kaiserlichen Erblande"
abzustimmen. Im Juni 1638 kam der Gesandte Kaiser Ferdinands III. in Bernhards Hauptquartier
nach Neuenburg am Rhein, um dem Herzog Vorschläge für einen "Allgemeinen Frieden"
zu machen. Im Sommer 1639 faßte Bernhard von Weimar den Entschluß, seine in Burgund
befindlichen Truppen nach Neuenburg am Rhein zurückzuführen. "Ich breche übermorgen
von hier auf wegen großer peste", schreibt er an General Erlach, dem er den Befehl erteilte, die
nötigen Anordnungen zur raschen Instandsetzung der Neuenburger Schiffbrücke zu treffen.
Über Pfirt gingen Bernhards Truppen direkt nach Neuenburg am Rhein, während der Herzog
sich zunächst nach Hüningen begab. Hier überfiel ihn ein heftiger Fieberanfall. Bernhard von
Weimar ließ sich nun mit dem Schiff in sein Hauptquartier nach Neuenburg am Rhein bringen.
Anhand der Berichte des Kanzlers Rehlinger und des Hofpredigers Rücker schildert uns
Gustav Droysen in seinem Buch "Bernhard von Weimar"'9' die letzten Stunden des großen
Feldherrn in Neuenburg am Rhein.

"Als das Schiff zu Neuenburg anlegte, marschierten eben die Truppen über die Brücke auf
das rechte Rheinufer. Welche Gefühle mögen bei diesem Anblick sein Herz erfüllt haben. Da
zogen sie mit klingendem Spiel und fliegenden Fahnen hinein ins Vaterland, die alten, treuen
Kampfgenossen: und er lag todesmatt an Bord des Schiffes und konnte ihnen nur mit den

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