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die territoriale Ordnung Deutschlands von Grund auf umgestaltet. Im Frieden von Luneville.
1801. büßte Franz II. das linke Rheinufer endgültig ein. Auch der Breisgau und mit ihm die
Stadt Neuenburg am Rhein war für die Habsburger verloren. Die Stadt kam an den Herzog von
Modena. Im Frieden von Preßburg, am 26. Dezember 1805. zwischen Österreich und
Frankreich kam der gesamte vorderösterreichische Breisgau an Baden. Die Stadt Neuenburg
am Rhein, die mit kurzen Unterbrechungen seit 1331 zum Habsburgerreich gehörte, erhielt
"mit Wehmut, nicht mit Freudigkeit und statt in erhebenden Hoffnungen voll drückenden
Vorgefühls" in Kurfürst Karl Friedrich einen neuen Landesherrn.
Am 12. April 1806 erschien im "Allgemeinen Intelligenz- oder Wochenblatt für das Land
Breisgau und die Ortenau" die Bekanntmachung, daß "Ihre Kurfürstliche Durchlaucht von
Baden" die Inbesitznahme des Breisgaues und der Ortenau am 28. Januar 1806 "nunmehr
durch einen feyerlichen Akt bestätigen und vollenden werde". Die "kurfürstliche Besitz-
nahms-Kommission" verordnete mit der "provisorischen kurfürstlichen Regierung" für alle
"Dominien, Beamtungen und Magistrate", daß am 15. April, dem Tag der offiziellen Landesübergabe
, in allen Kirchen des Landes "vormittags, ein feyerliches Te Deum, nebst dem
Kirchengebet auf den neuen Regenten Karl Friedrich, abgesungen werden soll". Die Vertreter
der Städte wurden zum Festakt in das Freiburger Münster befohlen. Im Anschluß an die
Feierlichkeiten im Münster fanden sich die Gäste im Pfauen in Freiburg ein. wo im festlich
geschmückten Saal "80 Couverts" gedeckt waren.
Die Stadt Neuenburg am Rhein, von ihrer Einverleibung in das "Kurhaus Baden" wenig
erfreut, entsandte den Stadtsyndikus Dorant nach Freiburg. Über die in den Städten des Landes
befohlenen Feierlichkeiten mußte nach Freiburg berichtet werden, und am 27. April ging
Neuenbürgs Bericht an die "Hochlöbliche Kurbadische Hofkommission". Der Neuenburger
Magistrat machte aus seiner negativen Einstellungen zum Wechsel des Landesherrn keinen
Hehl und berichtete knapp und ohne Begeisterung: "Infolge höchsten Hofkommissional
Auftrages ddto Freyburg vom 12ten und Empfang des 14ten dieses Monats, die von Sr
Kurfürstlichen Durchlaucht von Baden auf den 15ten diese allergnädigst angeordnete feierlichen
Landesübemahme betreffend, hat der Magistrat der sogleich abends zusammengerufenen
Bürgerschaft die in dem Provincial-Wochenblatt vom 12ten April Nr. 30 enthaltene
offizielle Kundmachung dieser Tag darauf vor sich gehenden Feierlichkeit ihrem vollen Inhalt
nach bekannt gemacht. Nicht minder wurde auch nach den mit dem dasigen Stadtpfarrer
getroffenen Verabredungen und Anstalten, den 15ten feierlicher Gottesdienst mit einem
heiligen Amte gehalten und sohin das Te Deum nebst dem Kirchengebete für unsern neuen
allergnädigsten Landesfürsten Karl Friedrich abgesungen. Nach geendetem Gottesdienst aber
wurde dieser uns so merkwürdige Tag durch ein den hiesigen Armen ausgeteiltes, aus dem
Spitalfonds erhobenes Almosen verewigt. Was hiermit der unterfertigte Magistrat einer
hochlöblichen Hof-Commission gehorsamst anzuberichten nicht hat anstehen wollen." Die
Stadt bekam die Quittung für ihre ablehnende Haltung: "Das Füllhorn der Gnade ergoß sich
nicht über Neuenburg. Es erwies sich wieder einmal, daß Tugend in die Belange einer anderen
Welt gehört und wohl auch dort erst ihre Belohnung erfährt."
Am 12. Juli 1806 unterzeichnete Baden die Rheinbundakte, sagte sich vom Deutschen Reich
los und unterstellte sich dem Protektorat Napoleons. Baden wurde von Napoleon zum
Großherzogtum erhoben.
Die Bildung des Rheinbundes und der Austritt der ihm angehörenden Fürsten aus dem
Reichsverband führte schließlich zur Auflösung des "Heiligen Römischen Reiches Deutscher
Nation". Kaiser Franz IL ließ am 6. August 1806 seine Abdankung als Kaiser des Reiches
bekanntgeben und erklärte das römisch-deutsche Kaisertum für erloschen und das Reich für
aufgelöst.
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