http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1990-01/0168
beauftragt. Als Titel wählte man den Namen "Das Markgräflerland - Beiträge zu seiner
Geschichte und Kultur". Als Druckerei bot sich der Verlag Georg Uehlin an. der schon die
"Blätter aus der Markgrafschaft" mustergültig betreut hatte. Bewußt hatte man auf eine
Vereinsgründung im eigentlichen Sinne verzichtet. "Gemeinschaftlich arbeiten" wollte man.
um das gesteckte Ziel zu erreichen.
Im Oktober 1929 wanderte das erste Heft der neuen Zeitschrift ins Land hinaus. Die
Resonanz war groß: fast ausnahmslos hatten sich die Bezieher der "Blätter aus der Markgrafschaft
" entschlossen. "Das Markgräflerand" zu abonnieren, ein Zeichen dafür, daß weithin ein
Interesse an einer solchen Veröffentlichung bestand. Modern würde man vielleicht sagen: die
"Arbeitsgemeinschaft Markgräflerland" hatte eine Marktlücke genutzt!
Der Gewinn aber lag ja nicht im Materiellen. Es ging dem inzwischen größer gewordenen
Kreis der Mitarbeiter um ideelle Werte. Den Menschen des Markgräflerlandes ihre Heimat
näherzubringen, verständlich zu machen, wie sie sich entwickelt hat, aufzuzeigen, wie im
Wechselspiel der Kräfte das Bild der Landschaft geprägt wurde - darum ging es. Und deshalb
blieb man nicht am Schreibtisch und im Archiv sitzen, sondern verlegte einen Teil der Arbeit
hinaus in eben diese Landschaft. Im Frühjahr und im Herbst trafen sich die Heimatfreunde in
wechselnden Orten, auch in kleinen und abgelegenen Dörfern. Eine Ortsbegehung und ein
Vortrag über geschichtliche Zusammenhänge gehörten immer zum Programm. Die Vorbereitungen
lagen auch hier in den Händen von Karl Seith. der einen immer größer werdenden
Teilnehmerkreis bei den Zusammenkünften begrüßen konnte.
So schön und vielversprechend die Anfangserfolge auch waren - dem kleinen Maidli -
unserer "Arbeitsgemeinschaft Markgräflerland" - drohten Gefahren! Die Reichspressekammer
verfügte 1937 eine Einschränkung von vier auf drei Hefte pro Jahrgang. Kurzerhand faßte
man Heft 3 und 4 zu einem Doppelheft zusammen und konnte so den Umfang von 128 Seiten
beibehalten. Das war jedoch nur der Anfang einer Reihe von einschränkenden Maßnahmen.
Bald schon folgten Zensurvorschriften und Papiermangel. Mit dem 12. Jahrgang (1941), der
nur noch zwei Hefte mit 64 Seiten umfaßte, mußte die Zeitschrift ihr Erscheinen einstellen.
Auch die zweite Veröffentlichungsreihe, die 1936 projektierte und 1939 bzw. 1940/41 mit
großem Erfolg realisierte Herausgabe der "Markgräfler Jahrbücher", konnte nicht weitergeführt
werden. Zweimal wanderte noch ein "Markgräfler Heimatbrief' 1942 und 1943 zu den
Soldaten an der Front. Dann zwang auch hier Papiermangel zur Aufgabe. Ein Opfer des
Krieges wurden auch die beliebten Frühjahrs- und Herbsttagungen, auf die man von 1944 an
verzichten mußte. Schließlich forderte im gleichen Jahr ein Erlaß des Reichsstatthalters für
Baden und Elsaß alle Geschichts- und Altertumsvereine auf. ihre Tätigkeit einzustellen. Der
"totale Krieg" verlangte die Mobilisierung aller Kräfte, und Karl Seith meldete am 23.
September 1944 schweren Herzens dem "Verband der Oberrheinischen Geschichts- und
Altertumsvereine", der als Dachorganisation für alle Vereinigungen dieser Art eingerichtet
worden war. die Einstellung aller offiziellen Aktivitäten der "Arbeitsgemeinschaft Markgräflerland
". War das das Ende des erst fünfzehnjährigen Kindes sich hingabevoll aufopfernder
Väter?
Die Antwort kennen wir: Sie lautet nein! Es schlummerte nur und erwachte wieder in den
Jahren 1950/51. Ersparen Sie mir. bitte, eine Schilderung all der Vorgänge, die diesem
Erwachen vorausgingen. Ich habe sie bei anderer Gelegenheit bereits dargestellt. So gut es sein
mag. vor allem den Jüngeren unter uns immer wieder einmal ins Gedächtnis zu rufen, welch
zähen Bemühens und geduldigen Wartens es bedurfte, ehe die "Arbeitsgemeinschaft Markgräflerland
" ihre Tätigkeiten wieder aufnehmen konnte, so schmerzlich ist es auch, alte
Wunden aufzureißen. Freuen wir uns vielmehr darüber, daß es 1950 möglich war. Karl Seith
wieder als Vorsitzenden und Schriftleiter zu gewinnen. Freuen wir uns, daß die Zeitschrift
"Das Markgräflerland" 1951 wieder erscheinen konnte, daß die Frühjahrs- und Herbsttagun-
166
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1990-01/0168