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Samstag, 4. Febr., abends 8.30 Uhr
Im groGen Hirschensaal In Lörrach
£iditbMervortrm
des Leiters des nationalsozialistischen
deutschen Aerztebundes, Gau Baden
Pg. Dr. med. Pa'<reiser-Heide!berg, über:
„Deutsche Rassenkunde als Grundlage des
N.-S, Rassegedankens"
Wir laden die Bevölkerung zu diesem lehrreichen
Abend eio
Eintritt 30 Pfg., Erwerbslose 20 Pfg.
H. S. D. H. P., Kultorpolltlsclie Hhteilini
Keine andere Partei w irbt vor 1933 und zur Reichstags-
wahl im März 33 so emsig für ihre Ziele wie die NSDAP.
Hier die Anzeige im Oberbadischen Volksblatt
zu einem Vortrag am 4. Februar 1933
Die anderen Parteien - ausgenommen die KPD - halten da nicht mit. Nur vor wichtigen
Wahlgängen laden sie über die Zeitungen zu Informationsabenden ein. so die Deutschnationalen
, bei denen Hermann Burte darlegt, warum er sich nicht dem Nationalsozialismus
anschließen könne: das ist im November 1932. Am 27. Februar 1933. zum Reichstagswahlkampf
, schreibt die Basler "National-Zeitung". es wolle "der deutschnationale alemannische
Dichter Hermann Burte so wenig etwas v on Hitler wissen als Hitlers Vertreter in Lörrach von
einem Hermann Burte." Das sollte sich noch ändern.
Wer für andere politische Überzeugungen wirbt als die nationalsozialistische, der muß auf
Auftritte der SA gefaßt sein.
Im Februar 1932 kommt es zum spektakulärsten. In der Festhalle (der Stadthalle) warnt die
Eiserne Front aus Sozialdemokraten und Gewerkschaftern vor jenen, die die Demokratie
zerschlagen wollen. Unter Reinhard Boos verlangt eine große Schar Nazis Einlaß in die Halle,
verschafft sich den mit Gewalt und provoziert eine Saalschlacht. Stühle werden auf Köpfen
zerschlagen, geprügelt wird auch auf den Straßen ringsum, noch in der Beichenstraße.
Berittene Polizei greift ein. Sechs SA-Leute verbringen den Rest der Nacht in der Arrestzelle.Sl
Die Kommunisten können am ehesten gegenhalten. Sie demonstrieren in den Straßen von
Lörrach ihre Kampfbereitschaft bereits drei Tage nach jenem ersten Propagandamarsch der
SA. In der Stadt erfährt man immer wieder von Zusammenstößen und von Verletzten, mal bei
den Kommunisten, mal bei den Nazis. Die KPD ist 1932 ganz besonders emsig in Lörrach.
Auch sie kämpft gegen das "System" von Weimar. Die "Karlsruher Zeitung" notiert "aufhetzerische
Tätigkeiten" im Wiesental.
Nazis in Not und dann im Aufwind
Die Ortsgruppe Lörrach der NSDAP wächst rasch. Nur elf Mitglieder hatte sie Ende 1930
vorzuweisen. Ein Jahr später sind es 200. vor der Machtergreifung fast 400. Von den
Nationalsozialisten erhoffen sich viele ein Ende der wirtschaftlichen Not. Die Uniformen, die
militärische Ordnung, die Inszenierung der Veranstaltungen: All das kann damals Unzufrie-
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