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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
52.1990, Heft 2.1990
Seite: 88
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1990-02/0090
terricht (Schulzwang) eingeführt und die Zahl der Unterrichtsstunden von drei auf vier erhöht
wurde, bekam man Raumsorgen - vermutlich war ein zweiter Lehrer/Schulmeister angestellt
worden-, und man dachte an einen Neubau. Da sich die Mauchener mit einem Drittel an den
Kosten eines solchen Neubaus beteiligen sollten, dies aber nicht wollten, zogen sie es vor, eine
eigene Schule in Mauchen einzurichten.

Trotz dieser Trennung reichte die Schulstube in der "Muchengasse" nicht mehr aus. 1786/
87 ließ daher die Gemeinde "unter gnädiger genehmigung eines allhiesigen hochfürstlichen
Oberamts Schliengen" über "dem Gehalt der Fürspritze", also über dem hinteren Anbau, durch
Zimmermeister H. Winkler eine weitere Schulstube errichten: 26 Schuh lang, 24 Schuh breit
und 9 Schuh hoch; und das für 400 Gulden. Auf drei Seiten befanden sich große Fenster.

Wie (niedrig) der Preis, so wohl auch die Arbeit. Denn schon bald werden Klagen laut. 1809
verlangt das großherzogliche Oberamt Schliengen - inzwischen war man badisch geworden
und Schliengen selbst für wenige Jahre Sitz eines großherzoglichen Oberamtes -. die Schulstube
sei so zu reparieren, daß der Schulbetrieb auch bei "herber Witterung" fortgeführt werden
könne. 1811 drängt das Dekanat Neuenburg, das die Schulaufsicht in den katholischen Dörfern
hatte, auf Änderung der Verhältnisse. Es findet eine Konferenz in Schliengen statt wegen einer
Erweiterung des Schulhauses. Bevor es aber dazu kommt, teilt man erst einmal die Klassen und
repariert Schulstuben und Lehrerwohnung für über 200 Gulden. Der Plan, auf den Anbau ein
weiteres Stockwerk zu setzen, wird vereitelt. Die Gemeinde wehrt sich trotz "Befehlen" aus
dem "Direktorium des Wiesekreises" (Lörrach) von 1811.1817 greift dann der "Dreisamkreis"
(Freiburg) ein. dem inzwischen das Amt Müllheim mit Schliengen zugeschlagen worden war,
und 1818 sogar das Innenministerium in Karlsruhe (ein eigenes Kultus- und Unterrichtsministerium
gab es erst seit 1911), dem die Kirchen- und damit die Schuldinge unterstanden. 1816
hatte sich Staatsrat von Kalm vor Ort um das Problem bemüht.

Bei all dem gewinnt man den Eindruck, daß die Gemeinde Schliengen damals nicht allzu
"schulfreundlich" gewesen ist: die kleinste, billigste Lösung schien immer gerade gut genug.
Man versteht aber die Einstellung der Gemeinde besser, wenn man sich klarmacht, daß das
Dorf durch die schweren Kriegsjahre der Napoleonischen Zeit (man denke an die "Schlacht
von Schliengen" im 2. Koalitionskrieg am 24. Oktober 1796, wo es sicher auch schwere
Gebäudeschäden und Flurschäden gab!) mit ihren Einquartierungen, Plünderungen und
Kontributionen als auch durch die Mißernten nach 1815 hoch verschuldet war und die
einzelnen Familien ebenfalls. Deutlich wird die Angst vor den hohen Kosten für den
geforderten Neubau z.B. an dem Satz: "Wenn wir an die Forderung (nach) vier Öfen denken,
schwindelts uns", und zwar wegen des zu beschaffenden Brennholzes, zumal da die Gemeinde
kaum eigenen Wald besaß. In einem Schreiben des Freiburger Advokaten Hübscher an das
Ministerium (vom 31. Januar 1818) heißt es u.a: "Bekanntlich ist die Gemeinde Schliengen in
einem sehr starken Verschuldungsstand versunken; welcher bei den ungünstigen Zeitverhältnissen
, bei den fürgewesenen schrecklichen Kriegsjahren, bei dem beständigen Mißwachs des
Hauptproduktes, des Weins nemlich, sich unmöglich vermindern konnte, sondern notwendig
vermehren mußte."

Die Gemeinde schlägt der Behörde schließlich ein Schnippchen, indem sie das Gemeindehaus
am Dorfplatz aufstockt, das unten die "Gemeindemetzig" und das "Hüüsli". also das
Wach- und Arrestlokal, enthielt. Dort wird ein weiterer Schulsaal eingerichtet, was offenbar
billiger war als der von der Behörde geforderte Neubau. Es handelt sich um das Haus Henn-
Thüroff, über dessen Haustür heute noch die Jahreszahl 1818 und das Metzgerbeil eingemeißelt
sind. Damals wurde der Unterricht in diesem Haus zwar nicht durch den Verkehr gestört,
wie dies heute dort der Fall wäre, aber statt dessen durch den donnerstäglichen Wochenmarkt
und die vier Jahrmärkte. Nun. man behalf sich mit "Rekreation". d.h. mit "Erholung", also mit
"Schulfrei"!

SN


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