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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
53.1991, Heft 1.1991
Seite: 71
(PDF, 33 MB)
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In jene Zeit fällt auch der Neu- und Umbau der evangelischen Stadtkirche, die 1814 noch
als Militärmagazin verwendet und anschließend abgebrochen wurde. Im August 1817 konnte
das neue Kirchenschiff im Weinbrennerstil und der aufgestockte Turm mit dem Turmhelm
feierlich eingeweiht werden.

Etwa zur gleichen Zeit (1818) wurde zum letzten Mal das Röttier Richtschwert betätigt,
als ein Jude aus Kirchen wegen Mordes hingerichtet wurde.

Nur langsam erholte man sich von den jahrelangen Belastungen der Kriege (1793 - 1815).
wobei das Dürre- und Hungerjahr 1817 noch zusätzliche Not brachte.

Nachdem im Frühjahr 1820 der ältere Bruder Eduard ins Lörracher Pädagogium eintrat,
ist der Schluß erlaubt, dessen Schilderungen auch auf den zwei oder drei Jahre später
folgenden Friedrich Kaiser anzuwenden: "Mit fünf oder sechs weiteren Jungen betrat ich
neugierig, das Schulränzchen auf dem Rücken, nach vorangegangener Meldung durch
meinen Vater, das große Kapitelhaus, in welchem das dreiklassige Pädagogium installiert
war. Die unterste Klasse, welche den größten Saal hatte, versammelte am Montag um acht
Uhr stets alle Klassen zum Frühgebete und zur Religionsstunde. Die neueintretenden
Rekruten kamen natürlich zuunterst zu sitzen und schoben also die seitherigen untersten in
das Avancement hinauf. Die damalige Gesamtzahl der Schüler schwankte um 70 bis 80
herum.

Den Unterricht im Zeichnen gab ein gar lieber, dicker Bayer namens Meichelt. ein guter,
wohlhabender Haushammel, der aber das Talent besaß, alle seine Schüler für die Kunst zu
begeistern und sie unbewußt alle zur möglichen Ausbildung in diesem Fach fortzuleiten."

Dieser Christian Meichelt (geb. 1776) war auch Lehrer von Friedrich Kaiser. Sein
Unterricht fiel bei den beiden Kaiser-Buben auf fruchtbaren Boden. Denn neben Musik
zeigten sie auch eine besondere Neigung zum Malen und Zeichnen. Schon Eduard trug sich
früh mit dem Gedanken, Maler zu werden. Aber der Vater entschied: "Male so viel du willst,
aber werde kein Berufsmaler: das ist ein unsicheres Brot. Du sollst und du mußt Arzt
werden." Eduard fährt aber dann fort: "So kam es denn auch, daß mein jüngerer, lange
schwächlich gebliebener Bruder später Maler geworden ist und damit seinen Gang nach
Golgatha getan, den kindlicher Gehorsam mir wenigstens erspart hat."

Das Bild der Landschaft um Lörrach, wie es Friedrich Kaiser noch in vielen Skizzen
festgehalten hat, entsprach noch ganz der Schilderung in Johann Peter Hebels Gedicht "Die
Wiese". In jenen 20er Jahren fanden die Werke Hebels durch mehrere Verlage von Aarau bis
Königsberg eine ungewöhnliche Verbreitung. Viele Lörracher und Wiesentäler kannten
noch persönlich den Klassiker der alemannischen Mundart und später auch der Karlsruher
Kalendergeschichten, der 1812 zum letzten Mal zu einem Besuch im Wiesental weilte. Die
Nachricht von seinem Tode 1826 bewegte auch die Familie Kaiser zusammen mit vielen
Freunden des Prälaten.

Auch das bäuerliche und handwerkliche Element, das noch ganz den Stil und die
Gesellschaft der Stadt Lörrach prägte, nachdem nur wenige der gerade so hoffnungsvoll
gegründeten Fabriken die napoleonischen Kriegsjahre überlebten, findet sich in den Zeichnungen
Kaisers.

Das Pädagogium, das die Kaiser-Buben besuchten (für 8 fl Schulgeld pro Jahr), hatte
weithin einen guten Ruf. "Die Knaben unseres Pädagogiums in Lörrach übertrafen jahrzehntelang
alle Schüler in Baden an Fertigkeit im Französischen. Sie lasen die Zeitungen und die
Schriftsteller dieser Nation fast so glatt wie das Deutsche. Ebenso war ihre Überlegenheit im
Zeichnen, Tuschen und Malen, wie in der Geographie und im Landkartenzeichnen, von 1820
bis 1835 von den übrigen Schulen im Lande willig anerkannt."

1833 ging Friedrich Kaiser nach Karlsruhe auf die Kunstgewerbeschule, um sich als
Lithograph ausbilden zu lassen. Ein Aufenthalt in Paris machte ihn mit den Arbeiten von

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