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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
53.1991, Heft 1.1991
Seite: 81
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Zünften der Schuster. Bäcker, Metzger und Küfer in den Städten niemand vor dem 25.
Lebensjahr zum Meister angenommen werden. Dieses Meisteralter bleibt noch 1808 und wird
später. 1848, auf 21 Jahre ermäßigt.IX' 1761 wird der Betrieb eines Handwerks nur für
Verheiratete in den General-Handwerksartikeln v on 1760 aufgehoben.. Der Markgraf verfügte
schon 1755: Meister in den Städten, deren Zunft ihre Anzahl festlegt und die ihr Handwerk
zwei Jahre nicht trieben, gehen ihrer Meisterschaft verlustig, wenn keine Zusicherungen
vorliegen. Ihre Kinder gelten weiter als Meisterkinder. Man hatte also doch wegen des
Meisterüberangebots Zwangsmaßnahmen ergreifen müssen.

Interessant ist. daß die zuständigen Bauhandwerker durch fremde Handwerker ersetzt
werden konnten, wenn sie irgendwie den Bauherrn überv orteilen wollten. Wird ein Hausbau
nicht "getreulich und aufrichtig" gemacht, kann der Bauherr fremde Handwerker verwenden
. ,9) Was niemand hindern kann. Die Herstellung des Baues erfolgt nach Belieben des
Bauherrn, die Berechnung entweder nach Gesamtkosten oder im Taglohn. Kein Inländischer
soll in einem anderen Amt Arbeit nehmen. Tut er es aus besonderen Gründen, muß er vom
Lohn bei 10 Gulden noch einen als Steuer erlegen. 1762 auch Zehntpfennig genannt. Deshalb
werden im April 1762 strengere Buchungsvorschriften erlassen.

Hat ein Meister eine Arbeit, ein Gebäude übernommen, soll er es zu Ende führen, sonst muß
er Schadenersatz leisten. Er darf den Auftrag nicht annehmen, nur um ihn dann von einem
anderen ausführen zu lassen. Wer anderen eine Arbeit nimmt, zahlt jedesmal 5 Gulden
Strafe.20' Ein Meister soll nicht mehr als vier Gesellen halten.:o' Strafe 45 Kreuzer. Wer einem
Meister einen Gesellen ausspannt, erlegt einen Gulden.21' Hat dieser im dritten Jahr schon
gelernt, kann er einen neuen halten. Das war auch eine Kontrolle über die Anzahl zu
erwartender Meister.

Die Anfertigung eines Meisterstücks kam oft dadurch teuer, weil die prüfenden Meister
freigehalten werden mußten. An Gebühren zahlte der Lehrjunge je 45 Kreuzer an Herrschaft.
Waisenhaus Pforzheim und Zunft. Das Meisterstück brauchte nicht am Ausbildungsort
abgeliefert zu werden. Es konnte auch an einem anderen Platz entstehen und wurde vom
Oberamt mit Testat versehen, so 1791 bei einem Meisterstück aus Kandern. 1816 bei einem
solchen aus Pforzheim.22,

Bei der alten Schreinerzunft finden wir auch Interessantes zur "Umfrag" und den festlichen
Zusammenkünften.231 Man traf sich alle vier Wochen im Zunfthaus, um diese so wichtige
Umfrage zu halten. In Müllheim war die Zunftherberge im "Stadthaus", für alle übrigen im
"Ochsen".24' Dies war wohl ein alter Brauch, um besser miteinander auszukommen. Dampf
abzulassen. Jeder war verpflichtet, zu erscheinen und vor allen Zunftgenossen nichts zu
verschweigen, was sich an Mißhelligkeiten zugetragen hatte, um es vielleicht später, aus Neid
oder Haß gegen einen anderen zu verwenden. Dabei wurde bestimmt, man solle es mit
gebührender Bescheidenheit tun. nicht mit unziemlichen Worten. Zanken. Hadem, wildem
Geschrei, bei einem Gulden Strafe. Dies diente zur Dämpfung der rauhen Sitten. Anschließend
erfolgte ein Umtrunk mit festlichem Essen, was auch die Gemüter etwas aussöhnen sollte. So
blieben doch einige barocke Bräuche zum Glück erhalten.2"" Der Leiter dieser Veranstaltung
war der "Urtenmeister" mit seinen Gesellen, die die Zeche (Urte). das Essen und Trinken
organisierten, beaufsichtigten und abrechneten. Dabei sollte der "Irtengesell" die neuen
Gesellen an die Tische verteilen und sie freundlich willkommen heißen und von jedem seine
Wehr fordern, die der "Stubenvater" aufbewahrte. In der Reichshandwerkerordnung von 1731
wird das Degentragen für Handwerker dann verboten. Nach der Umfrag hatte der Irtengesell
zu fragen, ob die Gesellen nach Handwerksbrauch "ihren Namen verschenken wollten?".
Dabei soll keiner um einen Wochenlohn bieten. Der Geselle stiftete wohl einen Betrag für die
Zeche. Dazu kamen noch einige verlorengegangene Zeremonien, vielleicht ein Eintrag in ein
Freundschaftsbuch. Dann sollte jeder drei Kreuzer in die Handwerkslade legen. Das übrige

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