Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
53.1991, Heft 1.1991
Seite: 89
(PDF, 33 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1991-01/0093
Markus Guggenheim

Ein medizinhistorischer Beitrag
Wolfgang Kapp

Bei einem Rundgang durch die Firma Hoffmann-La Roche in Grenzach sieht der Besucher
moderne Produktionsstätten. Man erfährt, daß hier Pharmazeutika, Diagnostika und Vitamine
/Feinchemikalien hergestellt werden. Es existiert eine Abteilung für Klinische Forschung,
und die Vertriebsabteilungen dienen dem Verkauf der produzierten Güter. Hoffmann-La
Roche Grenzach unterhält keine Laboratorien mehr, in denen Grundlagenforschung betrieben
wird. Das war jedoch nicht immer so.

Mit der Gründung der Firma F. Hoffmann-La Roche in Basel im Jahre 1896 wurde auch
in Grenzach eine Fabrik angesiedelt. Nur wer sich intensiv mit den ersten 20 Jahren nach der
Firmengründung befaßt, wird in Erfahrung bringen, daß es hier in Grenzach auch ein
Physiologisch-chemisches Labor gab und intensive Grundlagenforschung betrieben wurde.
Eine herausragende Persönlichkeit dieser Zeit war Markus Guggenheim. Im Jahre 1913
beschrieb er einen Stoff, nämlich das Dioxyphenylalalin, eine Aminosäure, und die
Herstellung dieses Stoffes aus der Saubohne. Warum ist die Entdeckung und Beschreibung
dieser Aminosäure, hergestellt in einem Roche-Laboratorium. im Markgräflerland für die
Medizin-Historie von so großer Bedeutung?

Aminosäuren sind Bausteine für Eiweißstoffe, mit Hilfe von Aminosäuren baut der
Organismus größere Bausteine, die Eiweißstoffe, auf. die wesentlicher Bestandteil unseres
Organismus sind. Diese einfachen Bausteine sind aber auch eine Vorstufe für ganz
bestimmte Überträgerstoffe im Zentral-Nervensystem des Menschen. Wir wissen heute, daß
bei der Übertragung von einer Nervenzelle auf eine andere ganz bestimmte Überträgersubstanzen
, sogenannte Botenstoffe (Neurotransmitter) eine entscheidende Rolle spielen. Einer
dieser wichtigen Überträgerstoffe ist das Dopamin, das im Organismus aus L-Dopa, einer
einfachen Aminosäure, gebildet wird. Das erstmals von GUGGENHEIM beschriebene L-
Dopa geht im Organismus in den Überträgerstoff Dopamin über. Die Bedeutung der
GUGGENHEIM'schen Entdeckung wurde erst Ende der 50-er Jahre dieses Jahrhunderts in
vollem Umfang erkannt. Damals wiesen Forscher nach, daß im Gehim des Menschen und
bei anderen Säugetieren Dopamin eine wichtige Überträgersubstanz ist.

Skandinavische Forscher fanden 1958. daß in ganz bestimmten Regionen des Hirnstammes
auffallend viel Dopamin gefunden wird. 1960 waren es Wiener Forscher (EHRLNGER,
HORNYKIEWICZ und BIRKMAYER), die bei verstorbenen Parkinson-Patienten einen
verminderten Gehalt von Dopamin in Hirngebieten fanden, in denen sich auch feingewebliche
Veränderungen, die für die Krankheit typisch sind, manifestieren. 1961 ziehen
BIRKMAYER und HORNYKIEWICZ in Wien sowie BARBEAU in Montreal aus diesem
Dopamin-Mangel gleichzeitig und unabhängig voneinander den Schluß, daß durch die
Vorstufe des Botenstoffes Dopamin dieses Dopamin-Defizit beseitigt werden könnte. Gibt
man nämlich beim Dopamin-Mangel-Syndrom den fertigen Überträgerstoff in die Blutbahn,
so gelangt dieser nicht ins Gehirn. Somit ist die fehlende Substanz zugeführt nicht in der
Lage, den Dopamin-Mangel, der eine der Ursachen der Krankheit ist, zu beseitigen. Die
Vorstufe L-Dopa. von GUGGENHEIM entdeckt, dringt jedoch in das Gehirn ein und wird
dort zu dem fehlenden Überträgerstoff umgewandelt. Durch dieses Therapieprinzip, das in
den Folgejahren stark modifiziert wurde, war es möglich. Tausenden von Parkinson-
Patienten entscheidend zu helfen und ihre Krankheitssymptome zu lindern.

89


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1991-01/0093