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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
53.1991, Heft 1.1991
Seite: 112
(PDF, 33 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1991-01/0116
Sie wurde vom Kanderner Bildhauer Ernst Rißmann in schwarzem, poliertem Granit
hergestellt und am 26. September 1910 enthüllt und eingeweiht. Und dieser Tag ist auch der
Geburtstag des Hebelschoppens. Es war ein richtiges Fest mit Fahnen und Girlanden, mit
Gemeinderat. Gesangvereinen und Schuljugend, die sogar mit Festklöpfer bewirtet worden
ist.

Der Gesangverein Kandern hat die Feier vor dem Pfarrhaus eröffnet mit dem Chor "Die
Himmel rühmen" von Beethoven, und dann übergab Hauptlehrer Herbster von Kandern im
Namen des Hebel-Komitees die Tafel an die Gemeinde Hertingen, und Bürgermeister
Nägelin hat sie mit Worten des Dankes und dem Gelöbnis, sie in Ehren zu halten,
übernommen. Der Gesangverein Hertingen sang dann das Hebellied "Z 'Mülle an dr' Post",
bevor Pfarrer Kolb von Tannenkirch namens der Kirchengemeinde den Spendern der Tafel
den Dank zum Ausdruck brachte. Nach dem abschließenden Schülerchor zog die Festversammlung
vom Pfarrhaus ins Gasthaus "Rössli", wo Oberförster Hamm von Kandern die
Begrüßung vornahm und Professor Adolf Sütterlin aus Freiburg die Hebelansprache hielt.

Fast ein Jahr später hat Karl Herbster an Professor Sütterlin wörtlich geschrieben: "Als wir
damals unter dem Eindruck Deiner Rede so heimatselig im "Rössli" saßen, meinte ein
Kanderner Bürger, man solle doch öfter nach Hertingen gehen. Ich nahm den Gedanken auf
und besprach mich mit den Herren Emst Kammüller und Hermann Daur. Als dann der
September 1911 näher rückte, bat ich Dich, wieder nach Hertingen zu kommen und uns die
Festrede zu halten. Du gabst Deine Zustimmung und schlugst vor. dem Treffen den Namen
'Hebelschoppen' zu geben. So hast Du also das Kind getauft und bist sein treuer 'Götti'
geblieben".

Gleichzeitig ist vereinbart worden, daß die Kanderner Hebelfreunde auch künftig die
Vorbereitungen treffen und die Repräsentation übernehmen sollen, weil von Kandern der
Gedanke seinen Ausgang genommen hat.

Prof. Sütterlin ist jedoch bis zum Ende des 1. Weltkrieges der erste "Häuptling" des
Schoppens (wie man früher sagte) geblieben. Er wurde 1855 in Langenau geboren, war in
Freiburg beruflich tätig und hat später in Lahr und ab 1924 in Heidelberg im Ruhestand
gelebt, wo er 1936 verstorben ist. Er war ein hervorragender Hebelkenner, und er hat schon
1911 eine zweibändige Ausgabe mit dem Gesamtwerk des Dichters veröffentlicht.

Während in den letzten Kriegs jähren der Hebelschoppen ruhig verlief, ist er 1919 wieder
arg lebendig geworden. Karl Herbster, der inzwischen an die Lörracher Schule versetzt
wurde, hat darüber wie folgt geschrieben: "Das Markgräfler Heimatfest sei im Begriff eine
vorderösterreichische Chilbi' zu werden", und Karl Roth, der damalige Vorsitzende des
Schwarzwaldvereins Kandern. meinte dazu: "Der Rössliwirt wird jetzt modern und streikt,
denn er hat entschieden abgelehnt, die Bewirtung zu übernehmen, weil die Verpflegung
schwierig sei".

Also wurde der Hebelschoppen 1919 nach Tannenkirch verlegt. Aber dort gab es eine
überfüllte Versammlung, weil ein beträchtlicher Teil der Besucher wegen der Bratwürste
vom Ochsenwirt, und nicht wegen Hebel gekommen sei! Wenn es 100 Personen weniger
gewesen wären, dann hätten die Sitzplätze gerade noch ausgereicht.

Die Kanderner sahen die Gefahr, daß der Schoppen für v iele wichtiger werden könnte als
der Hebel, und haben sich 1921 entschlossen, die eigentliche Hebelfeier in die schlichte
Hertinger Dorfkirche zu verlegen, wo das Werk Hebels in den Mittelpunkt gestellt und von
Gedichten und musikalischen Darbietungen umrahmt werden soll. Außerdem ist der
Zeitpunkt in den Monat Oktober v erlegt worden, weil im September noch die Feldarbeit im
Gange und die Bauern beim Herbsten waren.

Bei der ersten Hebelfeier in der Hertinger Kirche am 9. Oktober 1921 hielt der spätere
Kanderner Ehrenbürger. Fabrikant Emst Kammüller, die Hebelansprache, und er löste auch

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