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die Bäume und Früchte anfingen zu treiben. Die Hoffnung zu einem gesegneten, fruchtbaren
Jahr war dahin. Und der Wein schlug bereits um das Doppelte auf und wurde stark zusammengekauft
. Denn es hieß allgemein, für dies Jahr sei an keinen Wein zu denken. Und weil der
Frühling wie der Mai so schlecht wären, so werde der Wein auch aufs künftige Jahr nicht
geraten, weil das Rebholz nicht mehr gehörig wachsen und zeitigen könne. Aber auch diesmal
hatten sich die Menschen sehr verrechnet. Denn der Juni ging mit einer milden Wärme ein und
man meinte als sähe man die Erdgewächse wachsen. Denn 8 Tage nach Johanni blüheten schon
die Reben und der Wein fiel wieder in den alten Preis. Der Sommer war warm und trocken bis
im August, von wo an dann viel und kaltes Regenwetter keinen guten Wein hoffen ließ. Doch
gab es mehr als man erwartete; aber er blieb ziemlich sauer. Auch die Frucht gab schlecht aus,
weil sie im allgemeinen sehr brandig war: und in den Gerstenäckem war zur Hälfte Unkraut.
Grundbieren gab es wenig und schlecht und ebenso Hanf und Obst. Heu geriet gut. In 5 Jahren
zum erstenmal kaufte man den Ztr. wieder um 1 Gulden. Das fette Vieh war immer teuer. Die
Metzger bezahlten per Ztr. bis zu 7 Nthlr. und darüber. Besondere Merkwürdigkeiten fielen in
diesem Jahr nicht viel vor. Geschrieben den 17. Jenner 1838.
Vom Jahr 1838 ist so viel zu rühmen, daß es ein gutes war. weil alle Produkte ziemlich
gerieten und beinahe alles auf dem alten Preis blieb: Merkwürdiges und Ausgezeichnetes fiel
nicht vor. Im August hatte der ältere Sohn Friedrich seine Lehrzeit beendigt; er blieb bei seinem
Lehrherrn bis im Dezember und am Stefanstag reiste er nach Marseille, wo er einen Platz hatte.
Geschrieben den 27. Jenner 1839.
Das Jahr 1839 ist noch zu den guten zu zählen. Heu gab es viel und die Frucht wurde besser
als vorher: das Spätjahr war besonders gut: vom 1. Mai bis ungefähr in die Mitte desselben
waren beinahe alle Tage Gewitter; den 17. desselben hat es geschneit wie mitten im Winter.
Im Dezember kam der Friedrich von Marseille nach Bern auf einen anderen Platz. Geschrieben
den 21. März 1840.
Den 1. April die Übernahme der Post-Expedition. Den 22. März 1 Schuh tiefen Schnee, den
ganzen Winter keinen! Das Jahr 1840 hielt sich auch gut: der Winter war sehr gelinde bis zum
22. März. Der Frühling war meistens naß. ebenso der Sommer. Das merkwürdigste ist. daß im
ganzen April kein Regentropfen fiel und eine anhaltende Wärme die Brunnen und Bäche
beinahe erschöpfte. In diesem Monat blüheten die Kirschbäume und es gab überhaupt so viel
Obst und besonders Kirschen, daß kein alter Mensch so viel erlebt hat. Das Kirschenwasser galt
im Baselbiet nur 24 Bazen per Maß. Heu. Frucht. Wein und Obst gabs im Überfluß und alles
gut. sodaß alles zum billigen Preis zu bekommen war. Das Spätjahr war ganz naß und das um
Gallus eingetretene Regenwetter hielt besonders so an. daß nicht einmal alles Feld angesät
werden konnte und um Martini fiel eine ziemliche Kälte ein. welche sich einige Tage vor
Weihnachten bis auf 18 Grad (R = - 23° C) verstärkte und beinahe 2 1/2 Monate konnte man
Schlitten fahren bei 2-3 Fuß tiefem Schnee.
In diesem Winter wurde wieder eine außerordentliche Rekrutierung in ganz Deutschland
vorgenommen. Der eigentliche Grund dazu war. daß sich die Franzosen so stark zum Kriege
rüsteten. Übrigens blieb bis heute, wo ich dieses schrieb, alles ruhig und man weiß bis dato
nicht, was diese Rüstung zu bedeuten hat. Geschrieben am 24ten Febr. 1841.
Das Jahr 1841 hat neben einigen Mängeln doch auch viel Gutes hinterlassen. Nämlich es gab
viel Heu, Frucht. Erdöpfel, Obst und Gemüse aber es war in Hinsicht des Weinwachses ein
gänzliches Fehljahr. Eine jede Jahreszeit trug das ihrige dazu bei. daß derselbe nicht nur sauer
wurde, sondern an Quantität fast täglich abnahm und derselbe im Jahr 1842 um das Doppelte
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