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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
53.1991, Heft 1.1991
Seite: 155
(PDF, 33 MB)
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würden, ihnen auf das rechte Rheinufer entgegen zu gehen und so den Kriegsschauplatz auf
unsere Gegend zu spielen. Dazu kam es aber nicht und die Schweiz hat ihre Opfer umsonst
gebracht. Denn am 20. Jenner 1857 gab die Bundesversammlung die Gefangenen los. der
König zeigte sich geneigt zum Frieden und anfangs Februar waren die Truppen auseinander.
Geschrieben im Februar 1857.

Das Jahr 1857: hatte wieder vieles vor anderen voraus: die Witterung war durchaus trocken;
nämlich wenn man das Regenwetter durchs ganze Jahr zusammengestellt hätte, es würde
schwerlich 30 Tage ausgemacht haben. Wo der Barometer gefallen war und alle Anzeichen
zum Regen vorhanden waren, gabs höchstens ein Nebel. Der Ostwind fing an zu blasen und
in kurzer Zeit schien die Sonne wieder. Der Sommer war merkwürdig heiß und das schöne
Wetter erstreckte sich weit in den Winter hinein. Schnee fiel bei uns nicht viel. Aber auf den
hintern Bergen hatten sie doppelte Portion-aber erst im Februar 1858. Das Jahr 1857 war
wieder ein gutes Jahr und kann zu den besten gezählt werden. Es gab außerordentlich viel
Frucht. Wein. Obst. Gemüse, nur an Futter weniger, als bei nassen Sommern, allein seit 10
Jahren gerieten die Erdöpfel wieder vollständig und es war an allem Überfluß. Der Sack
Kernen galt statt 20 -10 fl.. Haber statt 8- 5 fl.30 Bazen. Erdöpfel der Sester statt 30 -15 Bazen,
Heu 2 fl pr. Ztr. Nur der Wein war wegen seiner Güte teuer, obschon es im Ganzen viel gegeben
hat und galt an mittleren Orten 27 - 33 fl.

Ein gutes Jahr kann vieles gutmachen: das letzte hat es bewiesen; es richtete die gesunkene
Hoffnung der Menschen wieder auf, denn man hatte wieder zu leben: Arbeit und Verdienst war
vollauf und der Lohn steigerte sich: die Güter stiegen auf einen nie dagewesenen Preis und in
den Fabriken trotz dem Wassermangel war immer vollauf zu tun und wurde gut bezahlt
abgesehen davon, daß mehrere ausgebrochene Fallimente (Konkurse) in Amerika einen
großen Einfluß auf die Handelswelt in Europa ausübten, indem auch hier viele gute Häuser ihre
Zahlungen einstellen mußten und eine Stockung in Fabriken zur Folge hatte.

Am 14. Jenner 1858 sollte der Kaiser von Frankreich ermordet werden. Ein Italiener Orsini
mit 3 Gehilfen warfen, als der Kaiser ins Theater fuhr, geladene Hohlkugeln unter dessen
Wagen, welche losgingen und 7 Personen töteten und gegen 100 schwer verwundeten.
Dennoch kam der Kaiser nebst der Kaiserin unbeschadet davon: ihre Stunde hatte noch nicht
geschlagen.

Eines der wichtigsten Familienereignisse war der frühe Hinscheid meines lieben Großkindes
Emilie, geb. den 20. Februar 1853 und gestorben den l. Februar 1858 an der Halsentzündung
. Also noch nicht fünf Jahre alt war es der Augapfel der ganzen Familie. Sein liebliches
Angesicht, ebenmäßiger Wuchs und gefälliges lebendiges Wesen machte es bei Bekannten
und Freunden beliebt. Wer es sah, war ihm gewogen: aber auch seine geistigen Anlagen trugen
das ihrige bei. Nicht nur daß es lernbegierig war und leicht auffaßte, wußte es allem eine
anziehende Gestalt zu geben, sodaß man schließen konnte, es wachse nicht nur an Körper,
sondern auch am Geist. Der Umstand, daß uns schon früher zwei Knäblein starben, machte uns
sicher, die beiden Mädchen- nämlich am 4. Juli 1857 erblickte die kleine Rosalie das Licht der
Welt- würden uns jetzt bleiben. Wir waren glücklich und lebten nur den Kindern. Aber wir
mußten bald erfahren, daß das Glück der Welt nur an einem schwachen Faden hängt, der bei
der leisesten Bewegung brechen kann. Der Tod dieses lieben Kindes erschütterte uns tief und
wir werden es nie vergessen. Ebenso allgemein war die Teilnahme aller, die es kannten. Am
Tage vor seinem Begräbnis strömten Erwachsene und Kinder herbei, um seine Leiche, welche
von sechsunddreißig Kränzen und Maien mit passender Inschrift von Freundeshand bedeckt
war, noch einmal zu sehen. Vor seinem Sarge her gingen sechs weiß gekleidete Mädchen von
seinem Alter und Größe und trugen in der einen Hand den Totenkranz und in der andern weiße
Stäbe, um damit sein Grab zu beschatten.

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