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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
53.1991, Heft 1.1991
Seite: 169
(PDF, 33 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1991-01/0173
Diesen Zwang habe ich besonders in seinem Aufsatz "Die Holzeneinig" von 1962 gespürt,
denn das diesen Namen tragende Waldstück südlich der Straße Hammerstein - Holzen ließ
ihm keine Ruhe, bis er mit Hilfe von Professor Karl S. Bader aus Zürich herausgefunden
hatte, daß dieses von den drei Gemeinden Holzen. Mappach und Welmlingen gemeinsam
verwaltete Gebiet auf die alemannische Markgenossenschaft und das vereinbarte gemeinsame
Weiderecht zurückgeht. Helm betonte mit Recht Eiseies "große Liebe zum Markgräfler-
land", die sich nicht nur in seinen Aufsätzen zeigt, sondern auch in seinen Bemühungen um
das Kandemer Heimatmuseum oder um die Restaurierung der Sausenburg.

Dieses Interesse an der Geschichte Kanderns und des Markgräflerlandes ist aber keineswegs
selbstverständlich gewesen, da ja Albert Eisele nicht von hier stammte. Man darf sich
deshalb fragen, wieso er den Weg zur lokalen Geschichtsforschung gefunden hat. Erlauben
Sie mir daher, daß ich mir abschließend noch einige Gedanken mache, wieso man sich
überhaupt mit längst vergangenen Fakten und Geschehnissen beschäftigt.

Das Sichvertiefen in Geschichte kann Flucht vor der Gegenwart sein, wie dies etwa bei
Jacob Burckhardts Hinwendung zur italienischen Renaissance der Fall gewesen ist. Dieses
Motiv kommt bei Eisele wohl nicht in Betracht, denn als Lehrer und Rektor mußte er täglich
seinen Mann stellen und konnte nicht vor der Gegenwart entfliehen.

War es dann vielleicht einfach die Neugier, die ihn zur Geschichtsforschung anregte?
Sicher gehört auch diese dazu, denn ohne sie ist ja menschliches Forschen nicht vorstellbar.

Dennoch glaube ich aber, daß seine jahrzehntelange Beschäftigung mit der Geschichte
eine tiefere Wurzel hat. die mit seiner Kulturgesinnung zusammenhängt. Schon der
französische Religionsphilosoph Joseph de Maistre (1753-1821) hat diesen Zusammenhang
zwischen Kulturgesinnung und Geschichte erkannt, als er sagte: "Ohne erlebnismäßige
Bindung an die Vergangenheit kann es keine Kulturgesinnung geben".

Und der spanische Kulturphilosoph Ortega y Gasset (1883-1955) meinte sogar, daß der
Verlust der "Historischen Kultur" einem Rückfall in die Barbarei gleichkäme. Doch dabei
haben diese beiden wohl mehr an die große Geschichte gedacht, und nicht an Familien-,
Haus- und Ortsgeschichte, also an Geschichte, die lokal begrenzt ist. Dennoch setzt aber auch
die Beschäftigung mit regionaler Geschichte Kulturgesinnung voraus.

Bei Albert Eisele kommt sicher auch noch der pädagogische Eros hinzu, der einen Lehrer
dazu treibt, seine Schüler und - in diesem Falle - auch seine Leser mit möglichst viel
vergangenen Geschehnissen bekannt zu machen und diese dadurch vor dem Vergessenwerden
zu bewahren.

Diese Kulturarbeit hat Albert Eisele über 40 Jahre für unseren Verein geleistet, und er trug
damit wesentlich dazu bei, daß aus einer Arbeitsgemeinschaft von 8 Lehrern und Pfarrern
im Jahre 1929 bis zu seinem Tode im Jahre 1971 eine Vereinigung von rund 600 Mitgliedern
geworden ist. Dafür danke ich ihm an diesem Ort, wo am 30. September dieses Jahres die
"Arbeitsgemeinschaft Markgräflerland" in "Geschichtsverein Markgräflerland" umbenannt
wurde, weil die frühere Bezeichnung einem Verein von jetzt fast 1300 Mitgliedern nicht
mehr gemäß war.

Albert Eisele wirkte hier in Kandern als einer der Stillen im Lande, die in der lokalen
Geschichtsforschung Steinchen um Steinchen zusammentragen und so an einem Mosaik
mitarbeiten, das einmal die Geschichte unserer Heimat soweit wie möglich umfassen soll.
Dafür danke ich ihm an dieser zu seinem hundertsten Geburtstag veranstalteten gehaltvollen
Feier im Namen unseres Vereins, um den er sich so verdient gemacht hat. Gleichzeitig
möchte ich auch der Stadtverwaltung Kandern und Herrn Volker Scheer meine Anerkennung
für ihre Initiative zu dieser Gedenkfeier aussprechen. Ein Gemeinwesen ehrt sich selbst,
wenn es seine verdienten Bürger nicht vergißt und ihnen den gebührenden Dank für ihre
Arbeit zukommen läßt. Und das hat Kandern heute mit Albert Eisele beispielhaft getan.

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