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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
53.1991, Heft 2.1991
Seite: 86
(PDF, 32 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1991-02/0088
'Wir wurden zur Einkleidung gefiihrt. Zunächst standen wir auf dem Platz vor dem Bezirkskommando
herum: dann wurden wir in einen schmalen Gang geschoben, wo unsere Personalien aufgenommen

wurden; endlich verpaßte man uns unsere feldgraue Uniform..."
Ansicht des Lörracher Bezirkskommandos, hier im Schmuck der Geburtstagsfeier für Großherzog
Friedrich im Jahre 1896. Foto: Stadtarchiv Lörrach

Doch eben dies wird ihm schwer und schwerer: kaum eine der Gewohnheiten des
bisherigen Lebens - deren eine gewesen war. "die ersten Augenblicke des Tages fromm zu
verträumen" (S. 66) - läßt sich mehr retten; alles nivelliert sich im alltäglichen Hordenwesen
nach unten, wird zu Stumpfsinn und tödlicher Langeweile und fördert Beschränktheit.
Stupidität, seelische Verkümmerung und Verantwortungslosigkeit. Vom Standpunkt der
Sittlichkeit aus triumphiert nun eine verkehrte Welt: "Der Befehl als Quelle meines
Handelns!", notiert Raphael schon nach wenigen Tagen. "Bestand bisher die Sittlichkeit
nicht darin, dem Befehl des Reizes nicht zu gehorchen und zwischen Reiz und Reaktion
Besinnung auf die Wesensmitte, auf das Gesetz der Weltharmonie einzuschieben? Aber der
Träger des Befehls ist ja nicht ein Reiz, sondern ein mit hundert Strafen geschützter
Unteroffizier, der seine Autorität vom Kaiser und der großen Zeit herleitet..." (S. 68).
"Einsicht in den Vorgang", "bewußte Entwicklung aller Organe zu haushälterischer Verwendung
" - Maximen, die nun keine Geltung mehr haben und dem "fertigen Muster", der
"leichten Nachbildung des Beispiels" zu weichen haben. "Erst die inhaltlose Öde des
Dastehens", beschreibt Raphael den Stumpfsinn der ewigen Appelle, "läßt mich ganz unser
neues Dasein als entmenschte Menschen, als von der Seele und dem Geist, dem Fühlen und
Wollen entleerte, ausgepumpte Körper empfinden. Erst in der stehenden Masse fühlt man.
was man nun ist: ein leeres Gefäß" (S. 72). Und von der subjektiven Erfahrung kommt
Raphael zu einer grundsätzlichen Kritik des Militarismus, der. um den Menschen zu einem
unpersönlichen Mittel für einen überindividuellen Zweck zu dressieren, "die lebendige
Sittlichkeit an ihrer Wurzel (vernichtet): daß sich der Mensch - sich selbst gegenübergestellt
- sein Mich zum Gegenstand der formenden Kraft seines Ich macht. Der Militarismus

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