http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1991-02/0104
Verknüpfung. Da Folgen der beschriebenen "Weibertreu" bis heute tatsächlich vorhanden
sind, ist ein entsprechendes Vorkommnis nicht auszuschließen. - Die Sage von der "Heilig-
Kreuz-Kapelle" (Nr. 18) findet in den baulichen Beständen ihre Bestätigung. - "Der
Führwehrstreich" (Nr. 19) führt in die neuere Geschichte, nämlich in den deutsch-französischen
Krieg 1870/71. Tatsächlich hat zu Beginn des Krieges (genau am 31. August 1870) eine
Gruppe von 70 französischen "Mobilgardisten" bei Bellingen eine Art Überfall über den
Rhein hinweg gemacht und Schaden angerichtet. Die Franzosen sind erst nach einem Treffen
mit deutschem Militär, wobei sie selbst sechs Tote zurückließen, wieder über den Rhein
zurückgekehrt.
12) D 'Stalteburg
Altinge isch früeiher e Dorf für sich gsi; es isch in alte Schrifte als "Altikon" erwähnt. Dert
obe. wo's selli Hohlgaß ufgoht. isch ganz obe e Burg gstande. Die het de Herre von Stalte
ghört. Das isch e alt Adelsgschlecht gsi mit viel Bsitz bis in d'Hohle abe. Noch em 30jährige
Chrieg isch des Gschlecht usgstorbe. Entfernti Verwandti us der Burg Badewiiler hänn der
Bsitz übemoh. Die hänn nit wirtschafte chönne un hänn burlandet. so het me gsait. Sie hänn
Suffgelage verastaltet, aß me des unte in Altige ghört het. E mänk Maidli vo do un dert soll
bi dene Herre dert obe uf der Stalteburg an Liib un Seel z'Grund gange sii. So isch der ganz
Adel verfluecht worde.
Amme Sunntig, wo's dert obe wieder so wüescht zuegange isch. as wär d'Höll los. het der
Blitz iigschlage, un alles zemme isch abbrennt. Der ganz Himmel het glüchtet. so hets brennt.
Was vo der Burg an Stei übrig blieben isch. hänn sie für Stroße un Weg verwendet. Numme
der Gwann-Name "Stalte" erinneret noh an die Herre von Stalte.
O. Sch.
13) Der Geistergarte
In seilere Zit. wo sich die Gschicht abgspielt het. sin d'Buurslit keini freie Mensche gsi.
Sie hänn müeße für ihri Obrigkeit - Fürste. Bischof oder Gräfe - schaffe. Schlienge het im
Bischof vo Basel gehört. Jede Buur het anstatt Stüre, wu mir hit zahle, e gwißes Mäß Heu.
Weisse, Haber un Wii, aber au Hüehner un Gäns abliefere müeße. Wer des nit gschafft het.
dem hänn si Stuck für Stuck vo siinem Feld eweggnu. Er selber het mit siinere Familie dno
müeße Frondienst leiste un mänkmol uf dem Feld schaffe, wo ihm selber emol ghört het. Im
Geistergarte ischs Feld schwer un steinig gsi. Dert hänn si d'Männer vor der Pflueg gspanne -
so hänn sie zAcker gfahre. Der Trüber, das isch e Agstellte vom Bischof gsi, het d'Lit mit
der Geißle atribe. E mänke soll so vor luter Hitz un Hetz vorem Pflueg gstorbe sii.
Des isch e Zitlang gange. Uf eimol hänn sich selli gschundene Buure zämmetue un sin mit
Dreschpflegel un Gable uf ihri Peiniger losgange. Es soll zuegange sii wie im Chrieg. Viel
hänn müeße ihr Lebe loo - vo de Herre un vo de Buure. Am Platz het me si beerdiget. Ohni
kirchliche Sege sin sie in ungweihtem Bode verscharrt worde. Noch em Ufstand het der
Bischof agordnet. aß des Gländ dert hinte de Hinterbliebene vo dene Buure gee worden isch.
Es sin Rebe un Obstbäum pflanzt worde. Johrelang hets aber geisteret in sellem Gwann -
allmol wenns dunklet het. Das isch im Bischof z'Ohre cho. un er het e Pfarrer gschickt. Der
Geistergarte isch gsegnet worde. un gmeinschaftlich het me für die Dote betet.
So isch Gras drüber gwachse. wie me so schön sait. Die schönste Rebe un die größte Trübel
sin dert hinte gwachse. Numme der Name "Geistergarte" isch bliebe, un er het e hoche Rang
hüt. au as Neubaugebiet. O. Sch.
102
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1991-02/0104