http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1991-02/0107
eifach nit vo de Neuburger". So hänn si e Mann mit eme Roß uf Neuburg gschickt zuem
Uskundschafte. ob des stimmt. Si hänn ihm e wißi un e schwarzi Fahne mitgee. Wenn
Neuburg wirkli lutherisch worden isch. so soll er ufern Heimweg die schwarzi Fahne
schwinge un andrefalls die wissi. E paar Fraue sin uff der Chilchturm gstige un hänn an sellem
Guckloch gluegt. D'Männer sin natürli im "Engel" hocke bliebe. Uff eimol sehn sie vo witem,
aß der Mann uf siinem Roß chunnt un die wissi Fahne schwingt. "Also het is der Chaib
agloge!" Mit Chochlöffel un Bengel sin si in der "Engel" gstürmt un hänn welle der Martin
Luther verdresche. Der het des gemerkt un isch mit siine Lit zuem Fenster us ab. un sie sin
mit ihre Fahrziig uf die Schnelli verschwunde.
Vo dere Zit a hänn bi uns z'Schlienge bis zuem hütige Tag in der katholische Kirch d'Fraue
s'Vorrecht bi der Kommunion un biim Opfergang.
Ja. so isch des gange, un der Martin Luther isch de Schliengemer siini Brotwürst all noh
schuldig.
O. Sch.
18) Die H'eilig-Kreuz-Kapelle
Als wieder einmal Soldaten im Anzug waren und die Leute im Dorf mit Plünderung und
noch Schlimmerem rechnen mußten, suchte der reiche Altinger-Müller in der Kirche
Zuflucht. Er hatte seine Gulden in einem Säckchen bei sich, auf das er sich betend kniete. In
der höchsten Not gelobte er, eine Kapelle zu stiften, wenn er ungeschoren davonkomme.
Tatsächlich ging die Gefahr an ihm und seiner Habe vorbei. Und so ließ er am westlichen
Dorfausgang, da wo der Weg nach Bellingen abgeht, eine Kapelle errichten, die Heilig-
Kreuz-Kapelle. - Dies geschah tatsächlich im Jahr 1752. Jahreszahl, die Initialen des Müllers
und seiner Frau sowie das Mühlrad sind über der Tür. in Stein gehauen, noch zu sehen.
Des weiteren wird berichtet, daß der Müller dem Erbauer der Kapelle bzw. dem Steinmetz,
der Inschrift und Kruzifix über der Tür geschaffen hat. nicht den vollen Lohn ausbezahlt hat.
der ursprünglich ausgemacht war. Da schlug dieser der Christusgestalt des Halbreliefs den
Kopf ab mit dem Bemerken: "Wenn der Müller mich nicht ganz bezahlt, dann soll er auch
mein Kunstwerk nicht ganz haben.".- Auch dies ist heute noch zu sehen an der Kapelle, die
zwischenzeitlich zur Gedächtniskapelle für die Schliengener Opfer des 2. Weltkrieges
umgestaltet worden ist.
Elsa Leonhard geb. Hoßlin
19) Der Führwehr-Streich
Im 70 ger Chrieg isch es gsi. So sin Franzose mit Waidlig über der Rhii chu un sin uf
Bellige: do hänn sie s'Rothuus bsetzt. Der Burgemeister un die ganze Gmeirät hänn sie
iigsperrt. Im "Schwane" hänn sie dno e groß Gelag gmacht. un d'Belliger Fraue un Maidli
hänn müeße für sie choche - Gäns. Hüehner un alles möglich. Aber e schlaue Belliger Buur
het sii Roß gnu un isch über der Berg uf Schlienge glitte. Do hänn sie grad Führwehrprob gha.
Der Buur verzeih, was sich z'Bellige abgspielt het. Die Führwehrmänner hänn nit lang
überleit. un sin mit der ganze Führwehr. Roß un Wäge. Bellige zue gfahre. Die Franzose sin
noh im "Schwane" gsi. hänn gsunge un krakeelt. D'Führwehr het e Großagriff gmacht un die
ganze Franzmänner gfangegnu. Sie hänn die Franzose, wu vum Wii selig gsi sin. uf d'Wäge
glade. Druf hänn sie der Burgemeister un d'Gmeirät freiglo. Selli hänn dno d'Platte putzt im
"Schwane".
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