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neue Werk gerade in historischer und kulturgeschichtlicher Hinsicht etlichen Gewinn
brachte. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, wie sich Heunisch im neuen Vorwort
gewissermaßen von sich selbst, d.h. von seinem bisher Geleisteten, distanziert ('... die
frühem geographisch-statistischen Werke von Heunisch ... sind veraltet, und seit dieser Zeit
keine neuen Landesbeschreibungen mehr erschienen...' - das stimmt und stimmt auch wieder
nicht so ganz, vgl. etwa das 'Große Adreßbuch' (dazu H.B., 'Das Markgräflerland im "Großen
Adreßbuch" anno 1845', 3/4/1980) oder den Poppel-Huhn' (dazu H.B.. 'Das Markgräflerland
aus der Sicht des 19. Jahrhunderts', 3/4/1977) - und es liest sich in unserem Zusammenhang
in eben diesem Vorwort auch aufschlußreich, daß Heunisch eine 'Belobung S. k. Hoheit des
Großherzogs Leopold, und sämmtlicher hoher Ministerialstellen und der Presse' erhalten
hatte, ja er war darüber hinaus einer Ehrenmedaille von der Geographischen Gesellschaft in
Paris teilhaftig geworden - jetzt aber schlägt des Autors hohe Stunde, da man ihm entschieden
mehr Druckbogen gönnte, um noch mehr Öffentlichkeitsarbeit leisten zu können! Heunischs
Dank gilt abschließend Dr. Bader und ferner dem Dr. Fickler, welch letzterer die Beschreibung
einzelner Orte übernommen hatte (1809 - 1871, u.a. Verfasser des Berichtes über die
Belagerung der Festung Rastatt anno 1849. ein Bruder des Hrsg. der 'Seeblätter', entschieden
maßvoller als dieser [einer der 'Hauptagitatoren' der Revolution von 48/49]).
In der Geschichtlichen Einleitung' von Bader ist freilich auch verschiedentlich von der
Oberen und Unteren Markgrafschaft die Rede, doch bringt uns dies wenig Neues und ist in
einem Abriß, der die dynastische Entwicklung von den Zähringern her für das nachmalige
und damals noch junge Großherzogtum zum Hauptthema hat. ohnehin entsprechend zu
erwarten. Auch das anschließende Kapitel Alterthümer' wurde von Bader abgefaßt, es führt
Hypothetisch-Keltisches auf und vor allem Römisches, ohne auf topographische Einzelheiten
einzugehen. Ausführlicher bringt dann die '1. Abtheilung' Details und Überblicke über
die Geschichte speziell der Markgrafschaft, vorwiegend von Karl Friedrich ausgehend und
mit dessen Tod 1811 endend. An Übersichtlichkeit hat das Ganze gegenüber den früheren
Bänden eigentlich nicht gewonnen, jedoch an Ausführlichkeit und Einzelhervorhebungen
(bereits durch den Druck, es wird mit mindestens einem Dutzend Schriftgraden und -arten
gearbeitet!).
In der '2. Abtheilung' findet sich die Geographie oder Landeskunde', und zwar im
weitesten Sinn der Begriffe. Der Breisgau umfaßt hier 'die Wassergebiete der Werrach und
Wise [!]. des Neumagen, der Dreisam und der Elz' (demnach der Untere samt dem Oberen
Breisgau - das Markgräflerland wurde hier völlig mit hereingenommen und integriert - vgl.
dazu u.a. H.B.. 'Das Markgräflerland in den Merian'schen Topographien', 1/2/1979). Neu in
derartigen Kapiteln ist von Fall zu Fall die vorgespannte Allgemein-Geographie (etwa bei
'Innere Beschaffenheit der Erdoberfläche') und auch gewisse generelle geologische Begriffe
(etwa 'Plutonische oder Urgebirge / Vulkanische Gebilde / Neptunische Gebilde ). Auch sind
breit ausgeführte Vermutungsthemen (etwa 'Klimatische Verhältnisse vor 2 000 Jahren') ein
Novum. Die Monate werden nach jeweiligen 'Fortschritten der Vegetation' aufgrund
vielfältiger Statistik (vgl.o.) beschrieben. Das Wiesental findet innerhalb des Kapitels 'Obere
Schwarzwaldthäler' eine Würdigung, die teils auf bereits früher Gesagtes zurückgeht, teils
aber auch neue Definitionen und Details mitverwertet hat ('... Zwischen Brandenberg und
Fahl wird dasselbe durch ziemlich hohe vorspringende Gneisfelsen abgesperrt... Oberhalb
dieser Stelle ist der Thalboden plötzlich höher und es zeigt sich ein terrassenförmiger
Thalabsatz ... Geröllmassen ziehen sich das ganze Thal hinunter und erfüllen den Thalgrund.
Ausgezeichnete Wasserglättungen erscheinen in der Gegend von Brandenberg. Todtnau und
Gschwend ... Man findet Gneise. Gebirgsgranite und Ganggranite in den mannigfaltigsten
Abänderungen, rothe und graue Porphyre. Homfels, Homblendegesteine und Syenit... und
in den untersten Thalgegenden bunten Sandstein und Muschelkalk ...'). Oder Das Thal von
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