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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
54.1992, Heft 1.1992
Seite: 20
(PDF, 31 MB)
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Wie sah es bis dahin aus:

Das alte Deutsche Reich bot - ähnlich wie auf anderen Gebieten - ein Bild äußerster
Zersplitterung. Wohl stand dem Kaiser das alleinige Recht zu, für die Benutzung von Wegen.
Brücken und Flüssen Zölle zu erheben. Als Belohnung oder Auszeichnung aber vergaben die
Kaiser oft das Recht, Zölle zu erheben, an Fürsten. Ebenso erwarben die Reichsstädte vielfach
das Zollrecht. So wurde das kaiserliche Recht der Zollhoheit immer mehr eingeengt. Was blieb,
war lediglich eine oft kaum in Anspruch genommene Oberaufsicht. Immer neue Zölle wurden
erfunden und eingeführt, die den Landesherren ergiebige Einnahmequellen verschafften. Die
Folge war, daß praktisch eine Vielzahl autonomer Staaten entstanden, die sich durch Zollgrenzen
gegenseitig abriegelten.

Für die weitere wirtschaftliche Entwicklung war dieser Zustand unhaltbar. Um die Absatzschwierigkeiten
im eigenen Lande zu mildern, wurden immer neue Einfuhrzölle errichtet.
Auf diese Weise wollte man sich vor „fremden" Einfuhren schützen. In Wirklichkeit aber
erschwerte man in der Folge den Absatz der eigenen Waren.

Es gab nur eine Lösung: Aufhebung der Binnenzölle und Schaffung eines einheitlichen
Wirtschaftsraumes. Nach langen, mühsamen Verhandlungen kommt es zur Bildung des
„Deutschen Zollvereins". Ihm gehörten am 1.1.1834 an: Preußen, Bayern, Sachsen. Württemberg,
beide Hessen, die Thüringischen Staaten, die Anhaltinischen Länder und die beiden Hohen-
zollern.

Eine denkwürdige Neujahrsnacht, dieser 1. Januar 1834, von der Heinrich von Treitschke
berichtete:.....Auf allen Landstraßen Mitteldeutschlands harrten die Frachtwagen hoch beladen
in langen Zügen vor den Mauthäusern, umringt von fröhlich lärmenden Volkshaufen. Mit
dem letzten Glockenschlag des alten Jahres hoben sich die Schlagbäume; die Rosse zogen an,
unter Jubelruf und Peitschenknall ging es vorwärts durch das befreite Land".

Das Land Baden (und einige weitere Länder) aber war dem Verein noch nicht beigetreten.
Weshalb? In den ersten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts bestand „um die Drei-Länder-Ecke"
ein einheitliches Wirtschaftsgebiet, das wohl verschiedene Währungen, aber praktisch keine
Zölle und Abgaben für den freien Warenverkehr kannte. Diese Einheit wurde jäh unterbrochen,
als Frankreich im Jahre 1789 seine Zollgrenze endgültig an den Rhein vorgeschoben hatte.
Anders die Situation der Schweiz! Besonders die schweizerische Textilindustrie war, nachdem
sich ihr Frankreich, Norddeutschland und Österreich verschlossen hatten, auf den Wirtschaftsraum
der Länder des süddeutschen Raumes angewiesen. Man wußte in Baden sehr wohl, daß
es seinen Wohlstand zu einem großen Teil der Handelsfreiheit, die zwischen ihm und der
Schweiz bestanden hatte, verdankt. Deshalb sträubt man sich sowohl in Baden als auch in der
Schweiz gegen einen Anschluß an den deutschen Zollverein. Im Grunde genommen stand die
Schweiz einem Anschluß nicht desinteressiert gegenüber; sie hatte aber Bedenken, daß ein
solcher im Laufe der Zeit zu einer politischen Annexion führen könnte.

Der Einfluß Napoleons (1806) auf die weitere wirtschaftliche Entwicklung Badens war von
wesentlicher Bedeutung. Das Jahr 1808 bringt die ersten Finanzzölle, allerdings noch in sehr
geringem Umfang. Nach 1811 fällt hiereine allgemeine Zoll-und Akzis-Ordnung. Man sträubt
sich auch im badischen Raum immer mehr gegen die Erschwerung des Handels gegenüber der
Schweiz. Erst im Jahre 1812 tritt die „Landes-Zoll-Ordnung" in Kraft, welche immer noch sehr
niedrige Finanzzölle beinhaltet. Zollfrei bleiben aber z.B. Textilien zum Spinnen, Weben.
Bleichen, Färben und Bedrucken, die eingeführt und nach erfolgter Bearbeitung wieder
ausgeführt werden. Später, im Jahre 1825, erläßt Baden ein neues Zollgesetz, das für die
Einfuhr von Textilfertigprodukten die Höchstsätze auf 6 Fl. 40 ansetzt (dagegen Garne auf 1
Fl. 30). Im übrigen blieben die Zollsätze von 1812 weiterhin bestehen. Die Entwicklung ließ
sich jedoch nicht mehr aufhalten. Es war jedem klar, daß über kurz oder lang auch der

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