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dem Tauschpartner neben dem Acker 100 Pfund türkischrot gefärbtes Baumwoll-Zettelgam
und verschiedene Baumwollstoffe überlassen.
Marcus Boelger schloß sich im Jahre 1840 mit Iselin aus Basel, der in Schönau eine
mechanische Baumwollspinnerei und -weberei besaß, zu einem gemeinsamen „Fabrications-
Geschäft" zusammen. Dabei wurde Samuel Lanz die Leitung des Webereigeschäftes in Zell
übertragen und ihm gleichzeitig Prokura erteilt. Nachdem Lanz hörte, daß beide Unternehmen
sich wieder selbständig machen wollten, nahm er dies zum Anlaß, um zum 30.9.1842 aus den
Diensten des Marcus Boelger auszuscheiden. Er hegte nun die Absicht, sich selbständig zu
machen und auf eigene Rechnung ein Geschäft zu betreiben.
Am 8.2.1843 wiederholte Lanz sein bereits vor einem Jahr eingereichtes Gesuch um
„Concession einer Fabrikation von Baumwollwaren*". Dabei bemerkte er, daß das in Aussicht
genommene Geschäft keinerlei besonderer Einrichtungen bedürfte. Es würden „lediglich
gefärbte Baumwollen-Stuhlwaren in Verbindung mit wollenem und leinenem Gam je nach
Bedürfnis derart fabriziert, wozu keine besonderen Einrichtungen notwendig sind". Nur die
Zettel würden in seiner Behausung angefertigt und dann den betreffenden Arbeitern zum
Weben in ihre Wohnungen verbracht. Seine Lokalitäten bestünden in einem zweistöckigen
gewöhnlichen Wohnhaus, worin übrigens nichts anderes betrieben würde als die Fertigung der
Zettel. Sämtliche Handweber würden nach wie vor in ihren eigenen Wohnungen verbleiben.
In seinem Gesuch vermerkte Samuel Lanz des weiteren, daß selbstverständlich stets eine
Wasserkraft zu einer derartigen Fabrikation gehöre, um kleine Hilfsmaschinen in Bewegung
setzen zu können. Eine solche Wasserkraft würde ihm allerdings noch nicht zur Verfügung
stehen. Er hoffe, daß er durch seine Fabrikation bis zu 100 Arbeiter werde beschäftigen können.
Im Mai 1843 erhielt er dann die Staatserlaubnis zur Errichtung einer „Baumwollenfabrik" in
Zell.
Zwei Jahre später, im Jahre 1845, wurde dann Samuel Lanz Besitzer einer Wasserkraft in
Form der Jakob Thoma'schen Lohstampfe. Zu diesem Zweck tauschte er an Jakob Thoma das
im Jahre 1837 von Handelsmann Joseph Döbele - ebenfalls auf dem Tauschweg - erworbene
Wohnhaus gegen „ein Wohnhaus, die Stallung samt dem dreistöckigen Hinterhaus und dem
dazugehörigen Hof neben Joseph Anton und Martin Philipp, von Beruf Seifensieder, und
Donath Müller, oben die Hauptstraße, unten Fridolin Böhler" wieder ein. Eingetauscht wurde
zugleich die Lohstampfe am Gewerbekanal mit „allen Rechten und Beschwerden".
In dem Tauschvertrag wurde eine Vereinbarung getroffen, wonach Lanz seinem Tauschpartner
bewilligte, auf seinem eigenen Land gegenüber der Lohstampfe ein Wasserrad anbringen zu
dürfen. Diese Vertragsklausel bot in späteren Prozessen zu mannigfaltigen Streitigkeiten unter
den Wasserwerksbesitzem Anlaß, nachdem rechtlich das Wasserrecht bei der Karle'schen
Mühle verblieben war.
Im Jahre 1852 waren bei Lanz nahezu 300 Personen aus Zell und der näheren Umgebung als
Hausweber beschäftigt. Es sei noch bemerkt, daß Lanz um diese Zeit in Rohmatt, im
nahegelegenen Angenbachtal, eine Weberei errichtete (in einer anderen Version hieß es, daß
er zu diesem Zweck eine Mahlmühle gekauft habe). Wahrscheinlich trug sich Lanz mit der
Absicht, den Bereich des Mühlteichs wieder zu verlassen, da er dem gewaltigen Rivalen
Koechlin auf Sicht doch nicht die Stirne hätten bieten können. Die Leitung der Weberei befand
sich ebenfalls im Lanz*schen Haus in Zell, das später in den Besitz der Fa. Breitenstein, dann
1880 an Bäcker Johann-Martin Schaulin kam und heute dem Möbelhaus Kummle aus Wehr
gehört. Das Ausrüstungshäuschen hatte Lanz 1861 an Färbereimeister Gies verkauft, später
kam es in Eigentum der Zell-Schönau AG.
Das Recht, am Gewerbekanal schwellen zu dürfen, führte zwischen den Wasserwerksbesitzem
und den Eigentümern der angrenzenden Matten zu heftigen Auseinandersetzungen. Es gab
kaum ein Jahr, daß nicht irgendein Prozeß stattgefunden hatte. Das Gericht ordnete Tagfahrten
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