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zugehörigen und anklebenden Rechten und Gerechtsamen solche mögen bestehen in was
immer sie wollen und Namen haben wie sie nur wollen, sowie die zum Fabrikbetriebe
gehörigen in dem weiter hier anliegenden Verzeichnisse Nummer zwei speziell beschriebenen
Fahrnisse zu einem freien, reinen unbeschränkten und unwiderruflichen Eigenthum und
Genuß, um die Kaufsumme von 100 000 fl. schreibe Einhundert Tausend Gulden".
Zu diesem Zeitpunkt waren im Webereigebäude untergebracht: 1. Stock 110 Webstühle (40
Croise- und 20 Schirmstoff-Stühle). 2. Stock 98 Webstühle. 3. Stock/Mansarde 4 neue schotti.
Schlichtmaschinen. 2 alte Schlichtmaschinen. Zettelmaschinen.
Mit diesem Kauf muß Gustav Häusler noch eine Hypotheken-Schuld in Höhe von 100 000
Schweizer Franken übernehmen. Einige Monate später verkauft Albert Koechlin an ihn
außerdem seine in der Teichstraße gelegene, mit dem Büro baulich verbundene dreistöckige
Arbeiterwohnung für 10 000 Gulden.
Was werden die Gründe gewesen sein, weshalb Albert Koechlin seine Weberei veräußerte?
- - Seine neuerbaute Spinnerei auf dem Aiele übernimmt bald daraufsein Sohn Peter, und Albert
Koechlin verläßt Zell. Mit ihm nimmt eine Persönlichkeit Abschied, deren Leben erfüllt war
von rastloser Tätigkeit. Mit Recht darf Albert Koechlin als der eigentliche Gründer der
Webereien „in der Au" in Zell im Wiesental bezeichnet werden.
Wir finden Albert Koechlin noch einmal aktiv, als (nach Hans Matt-Willmatt) dieser am
5.11.1865 an die Großherzogliche Direktion der Forsten und Hüttenwerke schreibt: ....Den
Verkauf des Hüttenwerks Albbruck betreffend., mir die Kaufbedingungen für das großherzogliche
Hüttenwerk zugehen zu lassen., mir namentlich anzugeben, welche Verträge mit den
dortigen Arbeitern bestehen, da ich bei Verkauf des Werkes Liebhaber dafür bin". Im April
1866 trat Koechlin nochmals in Erscheinung und wollte die Kohlenscheuem des Werkes, die
gegen Waldshut zu gelegen waren, auf einige Jahre pachten oder auf Abbruch kaufen.
Auch hatte Albert Koechlin nach Stillegung seiner ..Lange Fabrik" in der Wiedlegasse am
Mühlteich in Schönau 1857 darum gebeten, in Schönenbuchen eine mechanische Weberei
errichten zu dürfen. Koechlin erhielt (lt. Geistl. Rat Böhler - Stadtgeschichte Schönau) die
Erlaubnis zum Erwerb des Mühlenanwesens des Johann Ruch in Schönenbuchen.
Gustav Häusler, ein Radolfzeller. schließt sich mit Johann Vonkilch zusammen. Dieser, ein
Glaser aus Basel, geboren in Aarburg (Schweiz), erlangte im Jahre 1858 die Konzession zur
Errichtung einer chemischen Bleiche und Färberei in Brombach. Sechs Jahre später konnten
in dieser Bleicherei 12 und in der Färberei 2 Arbeiter beschäftigt werden. Vonkilch war zuvor
Buchhalter in der Großmann'sehen Fabrik in Brombach. Geht es Häusler darum, daß er mit
Vonkilch einen tüchtigen Fachmann ins Geschäft bekommt? Oder braucht er einen Mitinhaber
aus anderen Gründen?
Die Firma eröffnet am 1. Februar 1865 unter dem Namen Häusler & Vonkilch. Im folgenden
Jahr wird ein einstöckiges Waschhaus erstellt, das seinen Platz in südlicher Richtung unterhalb
des Büros gegenüber dem Syginghaus erhielt. Einer der entscheidendsten Schritte der beiden
Fabrikinhaber w ar der Entschluß.ein Dampfkessel- und Maschinenhaus (1866/67) zu erstellen.
Südlich davon wurde ein 20 m hoher Vierkant-Schornstein aufgerichtet. Weithin sichtbar, gab
er dem Anwesen von außen erst die richtige Optik eines typischen Fabrikbetriebes.
Wenige Jahre später -1869 - konnten 204 Arbeiter Beschäftigung finden. Es folgte noch eine
kleine Veränderung: ein einstöckiges Wasserhaus wurde in der Weise über dem Kanal erstellt,
daß es das Büro mit dem Webereibau verband. Ein großes Problem bildeten zu jener Zeit immer
noch die unerfreulichen Verkehrsverhältnisse. Erst im Jahre 1876 ist die Teilstrecke der Bahn
Schopfheim-Zell eröffnet worden. Die Kosten des Transports auf dem Schienenweg waren
noch sehr hoch, so daß man ohne die altgewohnten Dienste der Vierbeiner nicht auskommen
konnte. Ein Mann namens Lederer war zu Häuslers Zeiten Kutscher. Jede Woche einmal
mußte er Gewebe mit dem Fuhrwerk, das von Ochsen oder Pferden gezogen war. über die
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