http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1992-01/0053
Der Umfang des Banknotendrucks ist auch am Papierverbrauch der Reichsdruckerei
abzulesen. Der Höchststand wurde im vierten Quartal des Jahres 1923 mit einem Papierverbrauch
von 5,5 Millionen Kilogramm verzeichnet. Ende Oktober 1923 kostete ein Liter
Milch 200 Millionen Mark, ein Laib Brot 680 Millionen Mark, und für einen Herrenanzug
mußten 645 Milliarden Mark bezahlt werden. Gegen Ende der Inflation wurde am 15. Oktober
1923 die Deutsche Rentenbank gegründet. Diese gab Noten im Wert von 1 bis 1.000 Mark
heraus. Als Deckung dienten Rentenbriefe, die auf Grund für die Rentenbank begründeter
Grundschulden ausgestellt wurden. Das Gesamtkapital der Deutschen Rentenbank betrug 3,2
Milliarden Rentenmark. Bis zu diesem Betrag durften auch Rentenbanknoten ausgegeben
werden. Mit Hilfe der Rentenmark gelang es, die Stabilisierung der Mark auf der Basis eine
Billion (Papier-) Mark gleich eine Rentenmark zu erreichen. Der Regierung wurde jedes
Weisungsrecht gegenüber der Reichsbank entzogen. Die Notenausgabe war an eine vierzig-
prozentige Gold-Devisendeckung gebunden. Mit dem Bankgesetz vom 30. August 1924
wurde die Reichsmark zur neuen Währungseinheit erklärt.
Firmen- und Städtenotgeld in Zell im Wiesental
Das erste Kriegsnotgeld gab die Stadt Zell im Wiesental im Jahre 1917 heraus. Im
gesamten Deutschen Reich machte sich bereits im Frühjahr 1917 ein spürbarer Kleingeldmangel
bemerkbar, dem die deutsche Reichsbank nicht schnell genug abhelfen konnte. Die
Florettseiden-Spinnerei Zimmerlin, Forcart & Cie. schrieb am 10. Juli 1917 an das
Bürgermeisteramt in Zell im Wiesental:
"...sind wir genötigt Ihnen mitzuteilen, daß wir wegen Beschaffung des zur
Auszahlung der Arbeitslöhne an unsere Arbeiterschaft erforderlichen Kleingeldes
in peinlichster Verlegenheit sind, da wir die erforderlichen Mengen
einfach nicht mehr aufzutreiben wissen. Wir bitten Sie doch gefl. Ihr
Möglichstes thun zu wollen um die Ermächtigung zur Ausgabe des städtischen
Kleingeldes so bald als thunlich zu erwirken".
Bei dem ersten Kriegsnotgeld der Stadt Zell im Wiesental handelte es sich um Rohzinkmünzen
in drei verschiedenen Ausgaben zu den Werten 5.10 und 20 Pfennig. Die Rückseite
dieser Münzen trug das Zeller Wappen.
Die ersten Notgeldscheine zu 50 Pfennig gab es in Zell im Wiesental im Dezember 1918.
Die zunächst in einfacher Druckart hergestellten Bedarfsausgaben fanden eine immer
weitere Vervollkommnung in Graphik und Gestaltung. Viele Städte und Gemeinden gaben
ganze Serien heraus, die auf der Vorderseite wohl den Geldscheincharakter wahrten, aber auf
der Rückseite geschichtliche Ereignisse, Ortsansichten, Landschaften oder Persönlichkeiten
mit ihren Werken darstellten. Trotz des herrschenden Notstandes gab es in der damaligen
Zeit viele alte und junge Menschen, die diese Scheine zu sammeln begannen. Diese
Sammelleidenschaft war somit den leeren Stadt- und Gemeindekassen recht nützlich. Auch
die Stadt Zell im Wiesental beteiligte sich an diesem Handel und gab im Oktober 1921 eine
Geldscheinserie heraus, bestehend aus sechs Scheinen zu je 50 Pfennig.3'
Die Scheine unterschieden sich durch die jeweiligen Motive auf der Rückseite. Eine
Freiburger Druckerei übernahm die Herstellung von insgesamt 41.000 Serien zu je sechs
Scheinen, von denen vertragsgemäß 1.000 Serien in Zell in Umlauf gegeben wurden. Die
restlichen 40.000 Serien übernahm die geschäftstüchtige Freiburger Vertriebsorganisation
"Transoceania", die den Verkauf an Sammler im gesamten deutschen Reich und ins Ausland
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