http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1992-01/0054
organisierte und auch die Stadt Zell im Wiesental am Gewinn beteiligen wollte. Hunderte
von Städten und Gemeinden gaben solche Serien zu Sammelzwecken heraus, wodurch ein
schwunghafter Handel entstand, der schließlich durch Gesetz verboten wurde. Die genannte
Firma bezichtigte man des Wuchers, wodurch die Stadt Zell in die "Wucherliste" aufgenommen
und angezeigt wurde. Nachdem die Stadt nachweisen konnte, daß sie den Gewinn zur
"Eindeckung von Erbsen und Bohnen" verwendet hatte, ist das Verfahren eingestellt worden.
Die Firmen und Betriebe mußten ihre Angestellten und Arbeiter in immer kürzeren
Abständen entlohnen, da der Kurswert des Geldes tiefer absackte. Drei Zeller Firmen
behalfen sich deshalb mit der Ausgabe von eigenem Notgeld, wobei die Spinnerei &
Webereien Zell-Schönau AG am 8. August 1923 mit einem Schein zu 200.000 Mark den
Anfang machte, dem noch am selben Tag ein Gutschein zu 300.000 Mark auf packpapierähnlichem
lila Papier folgte. Die Firma Feßmann & Hecker gab zwei Tage später Gutscheine
zu 500.000 Mark und zwei Millionen heraus. Auch die Firma Zell-Schönau AG
durchbrach nun die Millionengrenze und bezahlte ihre Belegschaft vom 16. August 1923 an mit
Gutscheinen zu einer Million Mark. Die Stadtgemeinde Zell zog nach und gab am 20. August
1923 Scheine zu 200.000 und 500.000 Mark sowie zu einer Million heraus. Die Stadt Zell im
Wiesental verausgabte am 1. November 1923 ihre beiden letzten und bekanntesten Inflationsscheine
jener schrecklichen Epoche in Werten zu zwanzig und dreißig Milliarden Mark.
Auf den Scheinen ist jeweils im linken Bildteil der Möhrenturm abgebildet.
Auflistung des Firmen- und Städtenotgeldes in Zell im Wiesental 4)
Stadt Zell im Wiesental
Dezember 1918
50 Pfennig
(Wasserzeichenwellen)
50 Pfennig
(ohne Wasserzeichen)
Februar 1920
01.10.1921
Sechs Serienscheine
zu je 50 Pfennig
01.11.1922
Rückseite:
a. Stadtansicht
b. Köhlerarbeit
c. Ziegenweide
d. Schwarzwaldhaus
e. Schwarzwaldhaus
f. Winterlandschaft
Die Scheine wurden in Serien
abgegeben und tragen für eine
Serie immer die gleiche
Kennummer.
7000 Mari-
Rückseite: Schönauer Wappen!
(vermutlich Probedruck)
Es gab zwei Druckvarianten:
a. schwarzgrün/rosaviolett
b. braun/grün
52
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1992-01/0054