http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1992-01/0125
Weinbergen. Waldungen, mit allem Zubehör, an welchen Örtlichkeiten es immer sei, wie es
vorher das Kloster in Besitz hatte.
Bemerkenswert ist, daß in der Urkunde auch eine Kirche erwähnt wird. Wir werden in
einem anderen Zusammenhang noch darauf zurückkommen.
Auffallend mag sein, daß das im Herzen von Frankreich gelegene Kloster in Tours im 8.
Jahrhundert in unserem Markgräflerland Besitzungen hatte. Indes sind solche Verkäufe oder
Schenkungen an weitentlegene Klöster und Stifte in der spätmerowingischen und karolingi-
schen Zeit nicht gerade selten gewesen. (So harte auch z.B. das Kloster St.Denis in
Frankreich ebenfalls um diese Zeit Besitzungen im Markgräflerland.)
Sollte die in der Urkunde erwähnte Konfiskation tatsächlich mit dem letzten Aufstand der
Alemannen im Zusammenhang stehen, dann hätte Steinenstadt mindestens schon 746
bestanden. Die Frage, wie lange diese alemannische Siedlung schon früher existierte,
müssen wir offen lassen.
In der Urkunde von 790 wird zum erstenmal auch der Name unseres Ortes genannt. Es ist
nun schwierig, die richtige Lesart des Dorfnamens herauszufinden, da dieser in verschiedenen
Formen überliefert ist. Von dem ursprünglichen Dokument liegen einige Abschriften
vor. In der einen heißt die Örtlichkeit "Stamgnostat", in einer anderen "Stamagonstat" oder
"Stamaconstat" und wieder in einer anderen "Stainaconstat". Im Hinblick auf die spätere
Namensform scheint mir letztere Lesart die richtige zu sein . Der Name könnte dann bedeuten
"steinige Stätte" (" stat"= althochdeutsch Stäne, Stelle, Ort). Im anderen Fall könnte man an
einen Eigennamen denken. Übrigens war im Verlauf der Zeit die Schreibweise des Namens
einer gewissen Schwankung unterworfen, bis sich die jetzige Form herausbildete.
Über das weitere Schicksal unseres Dorfes erfahren wir dann längere Zeit nichts mehr. Erst
in einer Urkunde König Heinrichs IV. (1065 - 1106) wird Steinenstadt wieder erwähnt. Ein
Angehöriger des Hauses Habsburg. Rudolf mit Namen, hatte 1045 das Kloster Ottmarsheim
im Elsaß gegründet und ihm verschiedene Güter und Besitzungen gegeben. Im Jahre 1064
bestätigte König Heinrich IV. dieses dem Kloster geschenkte Stiftungsgut Rudolfs und
seiner Gemahlin Kunigunde, in dem Güter von verschiedenen Gauen enthalten waren. Im
Breisgau, in der Grafschaft Hermann L, wird dabei unter anderen Ortschaften nach der
Nennung eines ausgegangenen Ortes (Rinken = Rincho) auch Stainenstal genannt, (das "1" statt
"t" ist ein Abschreibfehler). Da die Orte in ihrer geographischen Reihenfolge aufgezählt
werden, ist damit eindeutig Steinenstadt gemeint.
Um 1070 finden wir Steinenstadt im Besitz des Hochstiftes Basel. Wie es in dessen Besitz
gekommen ist, läßt sich bei dem Mangel an urkundlichem Material aus jener Zeit nicht genau
feststellen. Im Freiburger Diözesan-Archiv (FDA) 6 S. 165 lesen wir u.a. "...Kandem gehörte
dem Bischof von Basel, der wohl durch Kaiser Heinrich II. die Höfe Kirchhofen. Wettelbrunn
und Steinenstadt erhielt".
Kaiser Heinrich IL regierte von 1002-1024, und hochangesehen war bei ihm Adalbero II.,
Bischof von Basel." Unter Adalbero erhielt das Bistum die Schirmvogtei über die Abteien
Moutier-Grandval und St. Blasien und wurde mit Herrschaften reich begabt".
Wir dürfen also wohl in dieser Zeit nach 1000 die Anfänge der Beziehungen Steinenstadts
zum Hochstift Basel suchen. Die Geschichte des Dorfes Steinenstadt ist daher seit 1070 bzw.
noch früher- bis zur Säkularisation, als die rechtsrheinischen Besitzungen des Fürstbischofs
von Basel endgültig an Baden fielen (1803)-, mit dem Hochstift Basel eng verknüpft. Der
Landesherr von Steinenstadt war also der Bischof von Basel: "der recht oberherre zu
Steinenstadt". Steinenstadt hat deswegen auch seit langer Zeit in seinem Wappen den "Basler
Stab". Es gab auch eine Wirtschaft (im 2. Weltkrieg zerstört) "zum Baselstab";
alles Erinnerungen an die Zeit, da Steinenstadt zum weltlichen Gebiet des Hochstiftes Basel
gehörte.
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