http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1992-01/0139
etc. - in unserer Zeit auch aus Kirchensteuer-Einnahmen - bestehen. So wurde dann, um das
Einkommen anzuheben. 1828 der Pfarreizehnten in Steinenstadt, der bis dato der Pfarrei
Schliengen anstand, der Kuratie Steinenstadt zugewiesen.
Weiter wurde 1838 nach einem Rechtsstreit mit der Gemeinde und der Universität
Freiburg die Zuteilung des Kompetenzholzes aus dem gemeinsamen Wald geregelt. - (Dazu
kam noch der Erwerb von 2 Ackerparzellen zum Pfarrgarten.)
Der Pfarrzehnten wurde 1838 zur Ablösung gebracht. Die Ablösungssumme betrug 592 fl.
Nachdem hinreichende Mittel zur Dotation vorhanden waren, wurde die Kuratie im
Einverständnis mit der Staatsbehörde unter dem Erzbischof Hermann von Vicari laut
Errichtungs- und Dotationsurkunde vom 23. März 1849 zur selbständigen Pfarrei erhoben.
Sie zählte damals 730 Katholiken. Erster Pfarrer wurde der bisherige Kurat Anselm
Schmiedle(t23.4.1858>.
Kirchenrenovierung im 19. und 20. Jahrhundert
Im Jahre 1897 wurde die Pfarrkirche renoviert. Ich gebe nun eine kurze Schilderung, wie
sie sich nach der Renovierung dem Beschauer darbot.
Sie hatte drei Altäre: den Hochaltar mit Darstellungen aus dem Leben des hl. Martin, des
2. Kirchenpatrons. Hinter dem Hochaltar stand, noch von einem früheren Altar herstammend
, ein hoher Aufbau mit einem großen Bild: Es stellte die hl. Barbara dar, die
Kirchenpatronin, wie sie, an der Hand mit einer Kette gefesselt, in einem Kerker mit
vergittertem Fenster lag. Über ihr ein Engel schwebend, mit Kelch und Hostie, eine
Erinnerung an die Legende, wonach ihr ein Engel das hl. Sakrament in den Kerker gebracht
habe. Rechts und links von diesem Aufbau mit dem St. Barbarabild waren zwei Statuen: die
eine stellte den hl. Martinus. die andere den seligen Markgrafen von Baden dar.
Dann hatte die Kirche zwei Nebenaltäre: Auf der Frauenseite war der Muttergottesaltar
und über der Statue ein Josefsbild mit Lilie, aber ohne Kind. Es bestand die Sitte, auf das Fest
Mariä Himmelfahrt (15. August) die ersten reifen Früchte der Madonna in die Hand zu geben.
Die Muttergottesstatue und das Josefsbild sind beide im letzten Weltkrieg verbrannt.
Auf der Männerseite befand sich ein Petrusaltar mit Petrusstatue (Petrus mit Schlüssel und
Buch) und über der Statue ein Bild des hl. Paulus.
Diese Altäre waren nicht von Anfang an in der neuen Kirche, sondern sie wurden erst im
Verlauf der Zeit angeschafft beziehungsweise gestiftet, wie z.B. der Marienaltar. Wie die
ursprünglichen Altäre aussahen, wissen wir nicht. Wie Pfarrkurat Brodbeck 1793 auf das
Fest Johannes des Täufers im Verkündbuch bemerkt, war zu dessen Ehre zwei Jahre zuvor,
also 1791. bei der Kirchenkonsekration ein eigener Altar eingeweiht worden. Darum sollte
jährlich an dem Fest Johannes des Täufers am Johannesaltar ein Amt gehalten werden und
Johannes der Täufer selbst fortan als 2. Kirchenpatron der Steinenstadter Pfarrkirche gelten.
Der Täufer war Ordenspatron der Johanniter und hatte schon in der St. Barbarakapelle beim
Maierhof einen Altar. Johannes der Täufer ist aber offiziell nie der 2. Kirchenpatron der
Pfarrkirche geworden, sondern der hl. Martin, der Patron der nach ihm benannten Kapelle
im Westen des Ortes, die 1812 abgebrochen wurde. Auch von dem Johannesaltar hören wir
später nichts mehr.
Die linke Chorseite der Pfarrkirche zierte das Johanniterwappen zur Erinnerung an die
Erbauung des Gotteshauses durch die Johanniter im Jahre 1780/1781. In der Sakristei war
ein einem früheren Bau angehörendes Sakramentshäuschen, spätgotische Nische mit Veronikabild
, eingemauert, mit einem alten Eisenverschluß. Im Jahre 1927 wurde die Pfarrkirche
einer abermaligen Renovation unterzogen.
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