http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1992-01/0144
Abb. 2: Gasthaus "Alte Post" in Müllheim
Stadt eingebettet in ihre Region, in das Markgräflerland. als dessen Herz sie sich versteht.
So betrachtet, will das neue Museum das historische Gedächtnis nicht nur der Stadt
Müllheim, sondern seiner ganzen Region Markgräflerland sein. Wie könnte dies anmutiger
veranschaulicht werden als durch die Suite farbiger Dorf- und Stadtansichten, d.h. Gouachen
von Martin Morath aus Stühlingen (1805-1867).
Einen besonderen Glanzpunkt in der Stadt und daher getreu auch im neuen Museum nimmt
(ohne Reklame machen zu wollen) die "Alte Post", der von Johann Peter Hebel besungene
Ort, ein. Dort gab (und gibt) es nicht nur "e guete Wii, goht er nit wie Baumöl ii". sondern
man durchschaute dort auch den falschen Jerusalempilger, der es nur auf eine umsonst zu
erhaltende Suppe abgesehen hatte und in der "Alten Post" fragte, wie weit es nach Jerusalem
sei, und zur Antwort erhielt: 700 Stunden, aber über Mauchen sei es eine Viertelstunde kürzer
(nachzulesen in J.P. Hebels "Der schlaue Pilgrim"). Georg Adolf Friedrich Heidenreich, der
1745 die "Alte Post" erbaute, begrüßt uns im Museum mit seinem Porträt. Goethe und
Hoffmann von Fallersleben, dessen "Wandern ist des Müllers Lust" echter und inniger ist als
der z.T. problematische Text der Nationalhymne, waren hier zu Gast. An die Postkutschen
als Ausdruck des Femwehs der Romantik (Joseph von Eichendorff: "Ein Posthorn im stillen
Land. / Das Herz mir im Leib entbrennte. / Da hab ich mir heimlich gedacht: / Ach wer da
mitreisen könnte / In der prächtigen Sommernacht") erinnert ein altes Notenblatt mit den
Hornsignalen des Postillions. Zum Museum als kollektivem Gedächtnis gehört auch die
Ehrung verdienter Mitbürger wie Adolph Blankenborn (geb. 1843 als Sohn des Adolph
Friedrich Blankenborn und der Judith geb. Krafft, gestorben 1906). dem größte Bedeutung
für die Erforschung und Entwicklung des Weinbaus zukommt. Das Bewußtsein, selbst in
einer Kontinuität zu stehen, zeigt sich in geradezu rührender Weise in den zwei Bänden der
lückenlosen Originalbriefe, die Adolph Blankenhom von seinem 12. bis zu seinem 37.
Lebensjahr an seine Eltern geschrieben hat. Mit dem badischen Revolutionär Friedrich
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