http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1992-01/0155
Das Faust-Marionettenspiel
des Lörracher Puppenspielers Karl-Hans Bachmann
Martin Jösel
Es hatte sieben Uhr geschlagen: im Schützenhofe war heute, am Sonntagabend
, alles besetzt; ich stand diesmal hinten, fünf Schuh hoch über dem
Fußboden, auf dem Doppelschillingsplatze. Die Talglichter brannten in den
Blechlampetten. der Stadtmusikus und seine Gesellen fiedelten: der Vorhang
rollte in die Höhe.
Ein hochgewölbtes gotisches Zimmer zeigte sich. Vor einem aufgeschlagenen
Folianten saß im langen schwarzen Talar der Doktor Faust und klagte
bitter, daß ihm all seine Gelehrsamkeit so wenig einbringe; keinen heilen Rock
habe er mehr am Leibe und vor Schulden wisse er sich nicht zu lassen: so wolle
er denn jetzo mit der Hölle sich verbinden. 11
Ein "Lesehäppchen" aus Theodor Storms Puppenspieler-Novelle "Pole Poppenspäler".
Storm hatte sie um die Jahreswende 1873/74 niedergeschrieben. In der Zeitschrift "Deutsche
Abb. 1: Doctor Faust und Wagner. Foto: K.-H. Bachmann
153
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1992-01/0155