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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
54.1992, Heft 1.1992
Seite: 157
(PDF, 31 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1992-01/0159
Eine wirkungsvolle Ankündigung des Puppenspiels gehörte schon immer zum Gesamtprogramm
der Akteure.91 Bachmann machte seinen Faust auf folgende Weise publik:
"Marionettenbühne Lörrach zeigt die Historia vom Doctor Faust
dem weitbeschreyten Erzzauberer und
Nigromanten/wie er sich gegen den Teuffei/
so Mephistofeles geheissen/ auf eine benandte
Zeyt verschrieben/ was er hiezwischen für
seltsam Abendtheuer gesehen und selber
angericht/biss er endlich seinen wolverdienten
Lohn empfangen.

Ein dramatisch Spiel in 6 Theilen nebst Vorspiel. Dargestellt und artig vorgetragen von einer
Schar kostbarer Marionetten."

Bachmann reiht sich mit diesem ausführlichen "Theaterzettel" in die Reihe seiner Kollegen
seit Jahrhunderten ein.10'

Die Theaterzettel gehören für uns zu den wichtigsten Quellen, wenn es um die Ursprünge
des Faust-Volksschauspiels geht: Häufig stellen sie kleine Inhaltsangaben dar.

Bachmanns Ankündigungstext geht auf die erste Druckfassung des Faust-Volksbuches
von 1587 (Frankfurt, Johann Spies) zurück.11' Dort heißt es:

"HISTORIA
von D.Johann

Fausten/dem weitbeschreyten
Zauberer unnd Schwartzkünstler/

Wie er sich gegen dem Teuffei auff eine benandte zeit verschrieben/Was er hierzwischen
für seltzame Abentheuwer gesehen/selbs angerichtet und getrieben/biß er endtlich seinen
wol verdienten Lohn empfangen."

Zu den frühesten Theaterzetteln eines Faust-Marionetten-Spiels gehört der aus Frankfurt
um 1740.1:' Im Vergleich zum Bachmannschen enthält er neben Hinweisen auf Inhalt und
Gattung sowie die aufführenden Künstler noch weitere Elemente:

- die Beteuerung der kommunalen Aufführungserlaubnis:
"Mit allergnädigster Erlaubniß einer hohen Obrigkeit..."

- eine höchst werbewirksame, genauere Angabe der dramatischen Gattung: "eine sehenswürdige
sowohl serieuse als lächerliche Haupt-Comödie, Betittelt: Das wunderliche Leben
und Ende ..."

- eine Präzisierung und Historisierung der Faust-Gestalt: mit dem Hinweis, Faust sei
"ehemaliger Professor in Wittenberg" gewesen, wird Faust in die Nähe Martin Luthers, also
eines Zeitgenossen Fausts. gerückt,

- eine marktschreierische Charakterisierung der Hauptpersonen:

- genaue Angaben über Anfangszeiten. Eintrittskosten und Veranstaltungsort schließen
den Theaterzettel ab.

Bachmann steht also einerseits in der Tradition dieser Ankündigungen, verkürzt diese
allerdings und erreicht damit eine inhaltlich und graphisch größere Übersichtlichkeit seines
"Zettels".

Bachmanns Textvorlage ist die Puppenspielfassung von Conrad Höfer, der "Das Puppenspiel
von Doktor Faust" erstmals 1914 im Insel-Verlag zu Leipzig herausgab. Es waren weniger
philologische Gründe, die Bachmann diesem Text folgen ließen, als vielmehr die Tatsache,
daß seine Frau Anne-Rose aus Leipzig stammt.

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